Kommentar

Auf der Suche nach dem Wie

Es war ein buntscheckiges Völkchen, das sich in Bad Homburg zum ersten Versandhandelskongress traf. Bekannte Namen und die üblichen Verdächtigen: die Herren Däinghaus (DocMorris) und Kerkhoff (Bundesverband der Deutschen VersandhandelsapothekerInnen), erwartungsvolle Konzernstrategen und Repräsentanten hochbrisanter "Ärzteapotheken-AGs". Und dann natürlich die unvermeidliche Schar fließdiagrammbesessener Marketingspezialisten und Consultants, die dem Kongressteilnehmer ihre Trends, Tipps und Tricks auf Schritt und Tritt mit auf den Weg geben.

Der Versandhandel mit apothekenpflichtigen Arzneimitteln kommt – so der selbstgewisse Tenor des Veranstalters und der allermeisten Referenten. Auch im Auditorium stand nicht mehr das Ob des Versandhandels mit Arzneimitteln in Frage, sondern nur noch das Wie. Aber auch darüber lässt sich trefflich streiten. Zum Beispiel über die Frage, ob Gmünder Ersatzkasse und Quelle – im realen wie im virtuellen Leben – tatsächlich die richtigen Bündnispartner für innovative Apotheker sind.

Klar dagegen, dass die Ausführungen eines eingeladenen ABDA-Alibi-Vertreters auf einem Versandhandelskongress nicht auf ungeteilte Zustimmung stoßen können. Mit Unmut war in Bad Homburg also durchaus zu rechnen. Aber nicht mit einer solchen Präsentation! Sie rief auch bei Kongressteilnehmern, die es mit den Apotheken gut meinen, ungläubiges Kopfschütteln hervor.

Mein Gott: Gibt es in der ABDA-Zentrale wirklich niemanden, der in der Lage ist, etwas "zielgruppengerechter" und weniger verkniffen unsere Argumente wider den Versandhandel vorzutragen? Wie so etwas geht, zeigte am zweiten Kongresstag der PHAGRO-Geschäftsführer: fundiert und ohne Schaum vor dem Mund entlarvte er die zur Begründung des Versandhandels so gern ins Feld geführte Kundensouveränität als larmoyantes Täuschungsmanöver zum weiteren Ausbau bestehender Kassenmacht. Und er zeigte plausible Gegenstrategien auf.

Und noch etwas wurde in Bad Homburg sichtbar: wie verfahren (um nicht zu sagen: zerrüttet) inzwischen das Verhältnis der ABDA zu Teilen der politischen Exekutive ist. Mit dem im Bundesgesundheitsministerium für die gesetzliche Ausgestaltung des Versandhandels (und anderer apothekenrechtlicher Belange!) zuständigen Abteilungsleiter finden allenfalls noch emotional aufgeladene Scharmützel coram publico statt, ansonsten herrscht Funkstille – von professioneller Überzeugungsarbeit und vertrauensvoller Zusammenarbeit (die auch sachliche Konflikte überdauert) keine Spur! Auf Dauer kann das nicht gut gehen.

Christian Rotta

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