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- AZ 19/2003
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Suchtbericht: Hauptproblem sind die Alltagssüchte
Die Konzepte der Bundesregierung für den Umgang mit illegalen Drogen gehen Caspers-Merk zufolge weitgehend auf. Diese Annahme stützt sie auf den 2002 zu verzeichnenden Rückgang der drogenbedingten Todesfälle um 17,5 Prozent auf 1.513. Schon 2001 war die Anzahl der Drogentoten um 10 Prozent gefallen. Nun befindet sich Deutschland etwa wieder auf dem Niveau von 1990. Auch die bislang in den Statistiken auffälligen Spätaussiedler greifen nicht mehr so häufig zu harten Drogen wie noch in den vergangenen Jahren. Die Drogenbeauftragte hält die von der Regierung initiierten Therapieangebote sowie Drogenkonsumräume für den richtigen Weg, um Menschen aus der Sucht zu helfen. Ebenfalls gebremst ist der Anstieg beim Konsum so genannter "Partydrogen" wie Ecstasy.
Anti-Tabak-Programm startet im Sommer
Neben der Reduzierung des Konsums illegaler Drogen legt die Bundesregierung ihr Hauptaugenmerk auf die Bekämpfung von Alltagssüchten. Diese würden noch immer nicht ausreichend in der veröffentlichten Meinung berücksichtigt, mahnte Caspers-Merk an – obschon bereits Verbesserungen zu erkennen seien. So sollte jedem bewusst sein, dass die gut 1.500 Toten, die illegale Drogen jährlich fordern, 40.000 Todesfälle aufgrund von Alkoholkonsum und 110.000 Todesfälle infolge Tabakkonsums gegenüberstehen. Jeden Tag sterben in Deutschland wegen tabakbedingter Krankheiten allein 300 Menschen. Daher legt die Regierung viel Wert auf ihre kürzlich gestartete und an Jugendliche gerichtete Präventionskampagne. Mit dieser soll erreicht werden, dass die Raucherquote bei Jugendlichen von derzeit 28 Prozent auf 20 Prozent gesenkt wird.
"Nichtrauchen soll in Deutschland zum Normalfall werden", so Caspers-Merk. Dafür soll auch das nationale Anti-Tabak-Programm sorgen, das im Sommer anlaufen soll. Die Drogenbeauftragte fordert auch, dass öffentliche Einrichtungen – etwa Schulen und Krankenhäuser – sich mehr und mehr zu rauchfreien Zonen entwickeln. Wenngleich die Bundesregierung ein umfassendes Werbeverbot für Tabakwaren nach wie vor ablehnt, die Selbstverständlichkeit des Rauchens und der Werbung dafür müsse im Alltag stärker eingeschränkt werden, meint Caspers-Merk.
Für eine Anhebung der Tabaksteuer zur Entlastung der gesetzlichen Krankenversicherung spricht sie sich zwar nicht ausdrücklich aus. Sie macht aber deutlich, dass sie "Preissignale für einen wichtigen Teil des Aktionsprogramms" hält – "über Einzelheiten wird zu diskutieren sein". Die 13 Mrd. Euro, die der Staat an Tabaksteuern einnimmt sollten jedenfalls kein Grund sein, nicht gegen das Rauchen anzukämpfen. Denn die Folgekosten des Rauchens schlagen mit rund 20 Mrd. Euro zu Buche, so die Drogenbeauftragte.
Kampftrinken wieder in Mode
Bei Jugendlichen ist neben dem Rauchen offenbar auch wieder das "Kampftrinken" oder "Binge drinking", das gezielte Rauschtrinken, populär geworden. Daher plant die Regierung ein Modellprojekt, das sich speziell an Jugendliche richtet, die mit einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert werden. Dabei sollen möglichst Gleichaltrige Ansprechpartner sein – sie werden von den Betroffenen eher akzeptiert als ältere Autoritätspersonen.
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