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Multigenanalyse: Genompathologie setzt neue Maßstäbe in der Krebsdiagnostik
Mit der Multigenanalyse werden aufwändige Chromosomenanalysen überflüssig – zudem erlaubt sie eine weitaus präzisere Vorhersage zum Krankheitsverlauf als es zuvor möglich war. Die Methode ermöglicht eine Analyse des gesamten menschlichen Genoms mit seinen mehr als 33 000 Genen mithilfe einer Lese-Anlage. Angewendet wird das neue Verfahren hierzulande vor allem bei der kindlichen akuten lymphatischen Leukämie – dabei wurden auch bislang unbekannte Leukämieerkrankungen entdeckt.
In der Brustkrebstherapie verzeichnet die neue Methode ebenfalls Erfolge. In Holland wird die Multigenanalyse bereits im nationalen Brustkrebsprogramm angewandt.
Es zeigt sich, dass die Vorhersagewahrscheinlichkeit, ob eine Brustkrebspatientin Fernmetastasen entwickelt um das fünffache gesteigert werden kann. Da heute zur Zeit der Diagnose nicht klar ist, ob eine Patientin zu den 30 Prozent gehört, die solche Fernmetastasen entwickeln oder aber zu jenen 70 Prozent, die hiervon verschont bleiben, werden regelmäßig alle Frauen prophylaktisch einer Chemotherapie unterzogen – das belastet nicht nur die Frauen seelisch wie körperlich, sondern auch die Finanzen der Krankenkassen.
Dass eine solche prophylaktische Behandlung in unnötigen Fällen vermieden werden sollte, bedarf daher keiner weiteren Erklärung. Prof. Dr. Reinhard Büttner, stellvertretender Vorsitzender des Berufsverbands der Pathologen, verwies darauf, dass seit knapp drei Jahren eine Vielzahl neuer und interessanter Arzneimittel zur Krebsbehandlung auf den Markt gekommen sei.
Die Behandlung mit diesen neuen Chemotherapeutika koste etwa 50 000 Euro pro Patient. Die Multigenanalyse ermögliche es dem Pathogen nun, abzuschätzen, ob der Einsatz dieser hochwirksamen und teuren Arzneimittel auch sinnvoll ist, so Büttner.
Noch profitieren allerdings die wenigsten Krebspatienten von der neuen Diagnosemethode. Stein rechnet damit, dass es noch etwa drei Jahre dauern wird, bis das Verfahren den Patienten in breiter Anwendung zu Gute kommt. Die in Berlin vorhandenen Lese-Anlagen würden bislang fast ausschließlich zu Forschungszwecken und kaum zur Diagnostik genutzt.
Der Vorsitzende des Berufsverbands Deutscher Pathologen, Prof. Dr. Werner Schlake, prognostiziert jedoch, dass die Multigenanalyse in drei bis fünf Jahren in die deutschen Disease-Management-Programme eingebettet sein könnte.
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