Kommentar

Im Fokus

Früher eher im Schatten, derzeit immer häufiger im grellen Kunstlicht medialer Aufmerksamkeit: Dass die Apotheken in den Publikumsmedien kaum vorkommen - das kann man nicht mehr behaupten. Stern, Focus, Handelsblatt, FAZ, Wirtschaftswoche, Spiegel - sie und auch das Fernsehen nehmen die Apotheken in jüngster Zeit, z. T. sogar als Titelgeschichte, aufs Korn. Manchmal sachlich, kompetent, ausgewogen, aber durchaus nicht unkritisch (wie die Wirtschaftswoche oder Focus). Oft aber auch so bösartig, polemisch, ungerecht, dass die Frage nahe liegt, ob da nicht mehr im Spiel ist als journalistisches Jagdfieber nach dem Motto "bad news are good news". Immerhin sind Publikumsmedien (z. B. die des Bertelsmann-Konzerns) zuweilen eng mit Unternehmen verflochten, die angesichts einer immer noch schwächelnden Konjunktur in fast allen Handelsbereichen hoch interessiert sind, selbst stärker im dynamischen Gesundheitsmarkt Fuß zu fassen, auch im ambulanten Sektor, der immer noch stark freiberuflich und mittelständisch geprägt ist.

Allerdings: Solche Vermutungen helfen wenig weiter. Das gilt auch für den Hinweis, dass sich Testkaufaktionen wie die des Stern oder, gerade eben, die von Stiftung Warentest auf eine lächerlich geringe Zahl von Apotheken stützen. Wir müssen solche Aktionen trotzdem ernst nehmen. Sie setzen Duftmarken, die für die öffentliche Wahrnehmung der Apotheken nicht ohne Bedeutung sind.

Dass die Apotheken in großen repräsentativen Untersuchungen (Deutsches Kundenbarometer, Reader's Digest etc.) von der Bevölkerung ganz anders (sehr viel besser, meist an einer Spitzenposition) gesehen werden, ist wahr und wichtig. Dennoch: Jede Apotheke, die Berufsorganisationen, natürlich auch die Fachverlage sollten mit großem Ernst alles Erdenkliche tun, damit die Testkäufer à la Stern und Stiftung Warentest sehr viel länger suchen müssen, bis sie genügend Beispiele für mangelhafte Information und schlechte Beratung gefunden haben.

Allerdings sollten wir wissen: Bei punktuellen Testkäufen lässt sich durch die "richtige" Auswahl der Apotheken (seien es sechs wie bei Stern oder 50 wie bei Stiftung Warentest) so ziemlich jedes Ergebnis herbeimanipulieren. Das gilt auch für positive Ergebnisse wie das von Focus: Im Test von zehn Versandapotheken (repräsentativ) und zwei öffentlichen Apotheken (nicht repräsentativ) zeigte sich: "Ohne Mängel war die Beratung nur in den Präsenzapotheken".

Klaus G. Brauer

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