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Bar- und Naturalrabatte: GEK: Rabatte an Versicherte statt an Apotheker
"Wir könnten unseren Beitragssatz um einen Zehntel Beitragssatzpunkt senken, verblieben die Rabatte nicht in den Apotheken", erklärte der GEK-Chef am 16. September in Berlin. Doch von den Apothekenrabatten erführen weder die Krankenkassen noch die Versicherten etwas. "Die Krankenkassen ersetzen den überhöhten Herstellerpreis und die Apotheken streichen den Preisnachlass ein", prangerte Hebel an. Er berichtete von einem Vorstoß der Krankenkassen im vergangenen Jahr, wonach Apotheker den Krankenkassen nur noch den tatsächlichen Einkaufspreis unter Berücksichtigung aller Rabatte in Rechnung stellen sollten. Doch das Unterfangen scheiterte. Der Versuch, das Schiedsgericht einzuschalten, blieb ebenfalls ohne Erfolg. Dieses empfahl, eine Regelung durch den Gesetzgeber herbeizuführen, so Hebel. Hebel verwies auf ein Positionspapier des Deutschen Generikaverbandes. Dort heißt es, die Listenpreise für Arzneimittel in Deutschland seien deshalb so hoch, weil mit ihnen auch die Herstellerrabatte sowie die Naturalrabatte an die Apotheken zu finanzieren seien. Preisnachlässe von 15 bis 25 Prozent und mehr seien für verschreibungspflichtige Präparate gängig, heißt es in dem Papier.
Der GEK-Chef führte zudem eine Erhebung des Datendienstes NDC-Health an, der zufolge die Apothekenrabatte zwischen 1999 und 2003 um 115 Prozent zugenommen haben. Letztes Jahr habe das Rabattvolumen 512 Mio. Euro betragen. Dass die Versandapotheken in Deutschland und Holland den Krankenkassen einen prozentualen Abschlag gewähren, zeige die Größenordnung der Rabatte. So lockt DocMorris seine Kunden zudem mit einer verringerten Zuzahlung. "Würden alle Apotheken diesen Rabatt den Krankenkassen geben, würde das beispielsweise für die GEK eine Einsparung von rund 20 Mio. Euro bedeuten", so der Kassenchef.
"Reform als Chance"
Unterstützt wird Hebel in seiner Kritik vom Mitglied des Sachverständigenrats im Gesundheitswesen, Prof. Gerd Glaeske. Der Pharmakologe verwies auf die VFA-Studie, die zu dem Ergebnis kommt, Generika seien in Deutschland im Vergleich zu Großbritannien überteuert (Siehe AZ Nr. 29, 2004, S. 8). Grund hierfür seien die Rabatte. Glaeske zeigte sich überzeugt, dass eine Veränderung herbeigeführt werden kann. Als Beispiel könne der pharmazeutische Großhandel dienen: Dieser habe aufgrund des GKV-Modernisierungsgesetzes sinkende Margen hinnehmen müssen. Doch Veränderungen innerhalb der Strukturen haben diese Verluste offenbar "wett gemacht", so der Pharmakologe. Er äußerte die Hoffnung, dass auch bei Apothekern ein "Aufbruch in die Effizienzoptimierung" stattfinden werde. Er fordert die Apotheker auf, die Möglichkeiten der Gesundheitsreform als Chance zu begreifen und zu nutzen. Glaeske erneuerte zudem seine Kritik an der neuen Preisbildung für Arzneimittel. Der 3-prozentige Aufschlag auf den Herstellerabgabepreis sollte seines Erachtens fallen - stattdessen könne man den Fixzuschlag von derzeit 8,20 Euro etwas erhöhen. Auf jeden Fall müssten Apotheken ihre Rabatte öffentlich machen - so wie es bei den Zahnärzten bereits der Fall sei.
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