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Kommentar
Sie kommt, sie kommt nicht, sie kommt?
Natürlich kommt sie, die elektronische Gesundheitskarte. Sie steht im Gesetz, die Maschinerie zur Einführung ist angelaufen. Nur: Wann das rund 1,8 Milliarden teure Projekt kommt, ist mit einem dicken Fragezeichen zu versehen. Laut GKV-Modernisierungsgesetz wird die Krankenversichertenkarte "bis spätestens zum 1. Januar 2006 zu einer elektronischen Gesundheitskarte" erweitert. Das bedeutet, dass bis zu diesem Datum die dafür notwendige Technik stehen, Arztpraxen und Apotheken mit den dafür notwendigen Computern, Lesegeräten und der Software ausgestattet sein müssen und mehr als 80 Millionen Karten mit Lichtbild in den Händen der Versicherten sein sollten.
Mit gesundem Menschenverstand betrachtet, die Schwierigkeiten beim Toll-collect-Projekt noch im Hinterkopf, kann man davon ausgehen, dass dies nicht in 14 Monaten möglich ist, jedenfalls nicht so, dass es reibungslos funktioniert. Meine Vorhersage: Die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte zum 1. Januar 2006 muss verschoben werden. Zu viele Interessen müssen bei dieser "digitalen Revolution", wie es die Bundesgesundheitsministerin gerne preist, unter einen Hut gebracht werden: die von Krankenkassen, Ärzten und Apothekern, von Datenschützern und Patienten und nicht zuletzt die Technik.
Zurzeit läuft ein Geplänkel zwischen Krankenkassen sowie Ärzten und Apothekern. Wichtiger Streitpunkt ist: Wo sollen die Rezeptdaten, abgespeichert werden: auf einem zentralen Server und/oder auf der Karte? Die Kassen wollen die Serverlösung, da Patienten ihr Rezept so auch bei einer Internet-Apotheke einlösen können. Die Apotheker ziehen dagegen ein Wahlrecht des Patienten vor bzw. ein Sowohl als auch. Rezeptdaten gehören auf die Karte!
Eigentlich hatten sich die beteiligen Verbände bis zum 30. September darauf verständigt, den Patienten ein Wahlrecht einzuräumen, wo sie ihre Daten speichern lassen möchten. In einem von den Kassen dazu vorgelegten unterschriftsreifen Papier war dieser Passus allerdings nicht mehr zu finden. Wenn kein Kompromiss zustande kommt, der beide Speicherorte zulässt, droht die "Ersatzvornahme": das Ministerium könnte selbst die Fäden in die Hand nehmen. Ob dies dann besser wird, wage ich zu bezweifeln. Es läuft auf ein Karten-Desaster zu.
Peter Ditzel
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