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Hauptversammlung der ANZAG AG: Wie in alten Zeiten
Wie schon auf der Bilanzpressekonferenz am 17. Dezember mitgeteilt, sind bei ANZAG die rosigen Zeiten starken Wachstums vorbei. Zwar stieg der Umsatz der AG um 9,3 % auf 3,16 Mrd. Euro, das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit reduzierte sich jedoch um glatte 43 % von 56,7 Mio. Euro auf 32,0 Mio. Euro. Die Rohertragsquote ging von 7,19 % auf 6,16 % zurück und wurde nur durch das deutlich gestiegene Geschäftsvolumen stabilisiert. Während die ANZAG im ersten Geschäftshalbjahr noch ein Ergebnis auf Höhe des Vorjahrs erzielt hatte, gingen die Erträge im zweiten Halbjahr stark zurück. Diese Ergebnisse nahmen Vorstand und Aufsichtsrat zum Anlass, die Dividende um 0,35 Euro zu kürzen, was lediglich als Wegfall des vorher wegen guter Geschäfte gewährten Bonus dargestellt wird.
Aufklärung über Personalfragen
Im Zentrum des Interesses seitens der Aktionäre stand auf der mit 94 % Präsenz gut besuchten Hauptversammlung natürlich die Frage, warum und wie es zu den plötzlichen Demissionen der Herren Gissel und Trimborn kam. Sie lassen in fataler Weise an die plötzlichen Abgänge früherer Vorstände denken. Hier scheint es jedoch weniger um Machtspiele gegangen zu sein als um die Verantwortung für die ruinösen Rabattangebote an die Kunden.
Nicht zuletzt diesem Ringen um Marktanteile ist es zu verdanken, dass die Erträge der ANZAG im zweiten Berichtshalbjahr gegen Null tendierten. Trimborn war vor dieser Strategie anscheinend mehrfach durch Aufsichtsratsmitglieder (immerhin Angehörige der konkurrierenden Großhändler Sanacorp und GEHE) gewarnt worden. Wie die Erfahrungen aus anderen Oligopolstrukturen nämlich zeigen, können solche Rabattspiralen - einmal begonnen - nur durch Trendwenden unterbrochen werden. Trimborn setzte seinen eingeschlagenen Weg jedoch trotz der Ermahnungen fort. Vor dem Hintergrund dieses Verhaltens ist die Frage der Aktionäre nach Abfindungszahlungen an die ausgeschiedenen Vorstände verständlich. Wie aus der Bilanz zu schließen, handelt es sich dabei um 4,9 Mio Euro.
Unter solchen Umständen wollten die Kleinaktionäre dem Antrag auf Entlastung nicht stattgeben. Ebenfalls nicht aus der Verantwortung entlassen werden sollten zudem Vorstand Roos (kommissarischer Vorstandsvorsitzender von April bis August 2003 und damit an dem katastrophalen Halbjahresergebnis nicht unschuldig) sowie der Aufsichtsratsvorsitzende Manfred Renner. Wie zu erwarten, wurden diese Anträge der Kleinaktionäre bei nur 7,1 % Streubesitz von den Großaktionären überstimmt, die an einer Auseinandersetzung mit den Führungspersönlichkeiten um eventuelle Regresse nicht interessiert sind.
Wie geht es weiter mit den Aktionären?
Die Kürzung der Dividende kommt den Kleinaktionären viel zu früh - immerhin konnte die ANZAG im Geschäftsjahr 2002/2003 noch ein gutes Gesamtergebnis erwirtschaften. Andererseits möchte man angesichts gestiegener Verbindlichkeiten gegenüber den Banken die Kriegskasse nicht schmälern. Deshalb wurde erwartungsgemäß dem Vorschlag der Verwaltung nach einer bonuslosen Dividende stattgegeben.
Weiterhin steht außerdem die Frage im Raum, wie sich die Aktionärsstruktur wandeln wird und welche Interessen von Großaktionären letztlich die Oberhand gewinnen. Immerhin teilen sich Sanacorp, die DZ Bank und Noweda in je 24,99 % der Aktien, die britische Alliance UniChem hält 10,01 %, die holländische OPG Groep 5,65 %. Der DZ Bank-Anteil wurde im vorigen September zu je gleichen Teilen an Gehe und Phoenix verkauft. Mehrheitsaktionär ist momentan die britische Alliance UniChem mit 29,99 %. Hier stellt sich vor allem die Frage, ob nicht die von ANZAG bisher immer beschworene Konzentration auf den deutschen Markt mit den Expansionswünschen der Großaktionäre kollidiert. Eine weitere Frage ist, wie man zukünftig mit den Inhabern des Streukapitals umgehen wird. Allerdings räumte Vorstandsvorsitzender Trümper auf Nachfrage ein, dass ein squeeze-out keine wahrscheinliche Option sei.
Strategische Zukunftsplanung
Obwohl dem Pharmagroßhandel seit Anfang 2004 Rabatte als Wettbewerbsinstrument nicht mehr zur Verfügung stehen, dreht sich im Markt momentan alles um die Einkaufskonditionen, berichtete Vorstandsvorsitzender Trümper. Teilweise überzogene Forderungen spiegelten die derzeitige Verunsicherung im Markt wieder. Deshalb ließen sich die Folgen des GKV-Modernisierungsgesetzes derzeit noch nicht differenziert einschätzen.
Trümper machte jedoch deutlich: "Es gibt nichts mehr zu verteilen. Es bleibt allen Beteiligten auf Dauer nichts anderes übrig, als sich durch die bessere, kundenbedarfsgerechte Leistung im Markt zu profilieren. Wenn sich der Nebel verzogen hat, werden sich die Konzepte durchsetzen, die eine nachhaltige Wirkung im Markt entfalten können." Die Kräfte werden jetzt daher voll darauf konzentriert, im Service-Bereich zu punkten. Das vivesco-Konzept soll hier einen Wettbewerbsvorteil bringen. Die Anfangskosten belaufen sich auf 5 Mio Euro; derzeit arbeiten zehn Mitarbeiter bei vivesco.
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