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DAZ aktuell
Vorsicht, Hausarzt? (Meinung)
Die rot-grüne Gesundheitsreform hat den Hausarzt aufgewertet und ihm eine Art Lotsenfunktion für die Überweisung zu Spezialärzten zugewiesen. Den ökonomischen Vorteilen dieser Regelung stehen massive praktische Probleme gegenüber, nämlich Schwächen in der Qualifikation der Hausärzte. Die zwei folgenden aktuellen Beispiele aus dem wöchentlich erscheinenden Epidemiologischen Bulletin des Robert-Koch-Instituts (RKI) sollten die (Standes-)Politik zum Nachdenken anregen:
Fall 1: Acht Tage nach Rückkehr von einer Last-Minute-Reise nach Kenia treten bei einer 39-jährigen Berlinerin typische Malaria-Symptome auf: Fieber bis 39 °C im Wechsel mit fieberfreien Perioden, Abgeschlagenheit, Muskelschmerzen, Kopfschmerzen, Durchfälle. Der konsultierte Hausarzt diagnostiziert einen grippalen Infekt. Erst ein Arztwechsel bringt Klarheit und Rettung. (Epid. Bull. Nr. 22/2004, S. 177)
Fall 2: Eine Woche nach Rückkehr von einem zweiwöchigen Pauschalurlaub in Kenia klagt eine 38-jährige Münchnerin über hohes Fieber und Bauchschmerzen. Der konsultierte Hausarzt verordnet Zäpfchen gegen die Bauchschmerzen, stellt keine weiteren Fragen. Sieben Tage später ist die Patientin tot. (Epid. Bull. Nr. 22/2004, S. 178)
Einzelfälle? Wer das Epidemiologische Bulletin aufmerksam liest, wird feststellen, dass Hausärzte nicht nur bei Malaria, sondern beispielsweise auch bei Brucellose, Cholera, Tuberkulose oder Tetanus Fehldiagnosen stellen – mit oft tödlichen Folgen für die Betroffenen. Müssen die Krankenkassen offensichtliche ärztliche Pfuscharbeit honorieren? Wann nimmt sich die Stiftung Warentest endlich die Überprüfung der Qualität der hausärztlichen Versorgung vor?
Dr. Michael Schmidt, Rottenburg
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