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DAZ aktuell
Jeder Wert hat seinen Preis – für Arzneimittel scheint dies nicht zu gelt
Und wie denken nun die Deutschen über ihre Arzneimittel? 88 Prozent der Befragten können sich ihre Welt ohne Medikamente nicht vorstellen (das ist realistisch). Über 80 Prozent – 82% der Gesamtbevölkerung, 89% der Kranken – messen den Medikamenten, die für sie zum Wohlergehen genauso wie Lebensmittel, Strom und Kleidung gehören, einen hohen Stellenwert zu (das ist richtig, und wird um so wahrer, je kränker man wird).
Die große Mehrheit der Bevölkerung ist der Meinung, dass die Pharmaindustrie besonders hochwertige Produkte produziert, die eine intensive Forschung und hohe Forschungsausgaben voraussetzen. Und jeder zweite glaubt auch, dass die Forschungsaufwendungen in den letzten Jahren nicht rückläufig, sondern angestiegen sind.
Entsprechend dem so hoch erachteten Wert der Produkte wird vor allen anderen Branchen den pharmazeutischen Herstellern von 88% der Bevölkerung eine hohe Verantwortung zugesprochen. (Aber Verantwortung, die immer gerne eingefordert wird, wofür? Damit die Forschung aufrechterhalten bleibt, der Nutzen noch größer wird, die Risiken minimiert werden, die Qualität nicht leidet? Hier nachgefragt, erhielte man vermutlich ein ziemlich buntes Meinungsbild. Und wiederum andere Antworten würde man erhalten, wiese man darauf hin, dass alle diese Forderungen mit Kosten verbunden sind).
Nun könnte man ja glauben, dass diejenigen, die den Wert der Arzneimittel für so hoch erachten und die hohen Forschungsaufwendungen anerkennen, auch bereit sind, einen Preis zu akzeptieren, der diesen Wert rechtfertigt. Doch weit gefehlt. 82 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass "Medikamente in Deutschland viel zu teuer sind".
So klar in der Befragung die Wünsche, Ansprüche und Erwartungen der Bevölkerung herauskommen, so grotesk ist teilweise das Wissen, das ihnen zugrunde liegt. So glauben 79% der Bevölkerung, dass die steigenden Gesundheitskosten hauptsächlich von Arzneimitteln verursacht werden. Der Anteil der Arzneimittelkosten an den gesamten Gesundheitskosten wird doppelt so hoch geschätzt als er in Wirklichkeit ist (im Jahr 2002 lagen die Leistungsausgaben der GKV bei 134,14 Mrd. Euro, die Arzneimittel hatten hieran mit 22,5 Mrd Euro einen Anteil von 16,8%, die innovativen Arzneimittel einen von 4%).
Falsche Vorstellungen findet man auch bezüglich der Forschungsaufwendungen. Sie werden zwar von den meisten hoch eingeschätzt, aber dass die Pharmaunternehmen in Deutschland jährlich rund 3,5 Milliarden Euro in die Forschung investieren, wissen gerade mal 10% der Befragten.
Die auch in dieser Studie zutage getretenen Fehleinschätzungen, die sich früher schon bei ähnlichen Befragungen, beispielsweise zum Thema Arzneimittelrisiko, zeigten, sind interessanterweise unabhängig vom Erziehungs- und Bildungsstand der Befragten. Ärzte, Apotheker und sogar Unternehmensangehörige wissen teilweise nicht mehr als Laien. Jeder fühlt sich wissend, ist aber in Wirklichkeit nur medial informiert. Der eine besser, der andere schlechter, in Abhängigkeit vom Publikationsorgan.
Die Vorstellung von den hohen Arzneimittelpreisen, die sich auch in dieser Umfrage als festgefügt erweist, ist durchaus verständlich, dreht sich doch, wenn Engpässe in der Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung auftreten oder Einsparpotenziale gesucht werden, zunächst immer alles um das Arzneimittel. So muss beim normalen Bürger der Eindruck entstehen, dass die Arzneimittelbranche eine Quelle ist, aus der man laufend schöpfen kann, ohne dass sie versiegt. Um aber auf den Wert der Arzneimittel noch einmal zurückzukommen. 80% aller Leistungen im Gesundheitswesen werden direkt oder indirekt durch Arzneimittel erst möglich. Seien wir uns also bewusst, dass dieser hohe Wert auch seinen Preis haben muss.
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