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- AZ 15/2005
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Krebsforschung: Krebsforscher setzen auf innovative Arzneimittel
Vor allem beim Darm- und beim Brustkrebs rechnen die Experten mit verbesserten Therapieaussichten: In den kommenden drei bis fünf Jahren erwarten 69 Prozent der Befragten beim Darmkrebs Erfolge, 52 Prozent beim Brustkrebs. Prof. Torsten Strohmeyer, Forscher bei GlaxoSmithKline, erläuterte, dass die Erfüllung von drei Kriterien für diese Einschätzung maßgeblich ist: Der Einsatz von Frühdiagnostik, eine etablierte Chemo-Therapie und gute Zukunftsaussichten für neue Arzneimittel zur zielgerichteten Therapie.
Auch den Gebärmutterhalskrebs wird man offenbar zunehmend in den Griff bekommen können. Anders als bei anderen Krebsarten kennt man hier die Ursache der Erkrankung – eine Virusinfektion – und hat einen vielversprechenden Impfstoff in der Pipeline, erklärte Strohmeyer. Bereits in den vergangenen Jahren konnte die Behandlung von Hodenkrebs sowie einzelnen Blutkrebsarten und Krebserkrankungen des Lymphsystems deutlich verbessert werden. Pessimistischer sind die Forscher was die Therapie des Lungenkrebses anbelangt.
Hoffnung auf "Targeted Therapies"
Die Bedeutung der Chemotherapie wird den Experten zufolge eher abnehmen. Diese unspezifisch wirkenden Zellgifte werden zunehmend zielgenauen Therapien ("targeted therapies"), die nur noch die vom Krebs betroffenen Zellen bekämpfen, weichen. "Wir gehen von einem echten Paradigmenwechsel aus, denn die Behandlung wird in Zukunft immer besser auf den jeweiligen Patienten zugeschnitten sein", sagte Strohmeyer.
Zu den zielgerichteten Therapien zählen die Ansätze der Antikörpertherapie, Signaltransduktionshemmstoffe, Angiogenese-Inhibitoren sowie therapeutische Impfstoffe. Für 55 Prozent der Befragten sind Antikörper die größten Hoffnungsträger der nächsten zehn Jahre. Jeweils rund ein Drittel erwartet Fortschritte durch Hemmstoffe der Signaltransduktion oder der Angiogenese. Ebenso viele setzen auf eine individualisierte Krebstherapie und Pharmakogenetik.
Schlechtes Zeugnis für den Forschungsstandort Deutschland
Weniger positiv äußerten sich die Forscher zur Entwicklung des Krebsforschungsstandorts Deutschland. Nur ein gutes Viertel der Befragten kann sich vorstellen, dass die Bundesrepublik eine sehr große Rolle in der weltweiten onkologischen Forschung spielen wird. Die Hälfte meint, dass Deutschland lediglich einen durchschnittlichen Beitrag leisten wird. Als Hürden wurden an den erster Stelle die finanziellen Rahmenbedingungen sowie die Innovationen stark reglementierende Gesetzgebung genannt.
Für die VFA-Hauptgeschäftsführerin Cornelia Yzer zeigen die Ergebnisse der Befragung, dass Deutschland wieder eine "klare Vision" braucht, wenn es sich in der onkologischen Forschung positionieren will. Noch verfüge man über ein erhebliches Potenzial in der Forschung. "Das werden wir aber nur halten und weiter ausbauen können, wenn die deutsche Gesundheitspolitik wieder innovationsoffen wird", so Yzer.
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