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Modellprojekt in Nordrhein: Pharmakotherapieberatung hilft Arzneimittelkosten sp
Nach einer ersten detaillierten Evaluation konnten bei den 247 teilnehmenden Ärzten innerhalb eines Jahres 1,1 Mio. Euro eingespart werden. Dies teilte der BKK-Bundesverband am 10. August mit. Ausgangspunkt des Modellprojekts war, dass den Ärzten im Praxisalltag die Zeit fehlt, sich im unübersichtlichen deutschen Arzneimittelmarkt mit seinen mehr als 100.000 Fertigarzneimitteln zu orientieren. Daher beschlossen die KV Nordrhein und der BKK-Landesverband Nordrhein-Westfalen, den Allgemeinärzten und Internisten der Region Pharmakotherapieberater zur Seite zu stellen. Deren Aufgabe war es, die Ärzte mit Hilfe des BKK-Arzneimittelbulletin - d. h. individuellen Arzneimittelanalysen - zu beraten. Dem Arzt werden dabei die Vergleichswerte seiner Fachgruppe und seiner KV an die Hand gegeben. Zudem wird er informiert, wie hoch die Kosten je Einzelverordnung und je Tagestherapiedosis sind - dies lässt Rückschlüsse auf die Verordnung vergleichsweise teurer Wirkstoffe zu. So kann der Arzt nachvollziehen, ob und warum er teurer und mehr als der Fachgruppendurchschnitt verordnet.
Einsparpotenziale erkennen und nutzen
Im Rahmen des Projekts wurden für jeden einzelnen Arzt seine Verordnungs- und Umsatzanteile bei Analogpräparaten, Generika, Festbetragsarzneimitteln und Reimporten analysiert. Zudem wurde das Arzneimittelsortiment des Arztes daraufhin untersucht, ob eine Straffung sinnvoll ist. So ließ sich auch erkennen, ob beispielsweise Pharmareferenten übermäßig Arzneimittelmuster abgegeben haben und daraufhin Folgeverordnungen stattfanden.
Einsparpotenziale waren in allen Arzneimittelgruppen zu entdecken. Die Auswertung der Verordnungsdaten über vier Quartale nach der Beratung zeigt, dass die beratenen Ärzte die neu erkannten Sparmöglichkeiten auch nutzten: Der Umsatz je Arzneimittelpatient sank, ebenso die Anzahl der verordneten Tagestherapiedosen und der Einzelverordnungen je Patient. Eine Entwicklung von der nicht nur die Kassen, sondern auch die Patienten profitieren: Weniger Verordnungen führen auch zu weniger Neben- und Wechselwirkungen. Zudem sind die Verschreibungen von Medikamenten mit Suchtpotenzial durch die Beratung stark zurückgegangen.
Persönliche Ansprache macht den Unterschied
Der BKK-Bundesverband verwies darauf, dass vorangegangene Bemühungen, Ärzten durch Postwurfsendungen Verordnungsinformationen zukommen zu lassen, niemals zu spürbaren Veränderungen geführt haben. Erst die individuelle Beratung durch hoch qualifizierte Experten habe ein Umsteuern des Verordnungsverhaltens ermöglicht. Das Projekt soll daher nun auf das gesamte Gebiet der KV Nordrhein ausgedehnt werden.
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