Prisma

Neue Erkenntnisse zur Brustkrebs-Entstehung

Eine Arbeitsgruppe am Bonner Forschungszentrum caesar hat neue Erkenntnisse zur Entstehung von Brustkrebs gewonnen. Die Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass ein körpereigener Eiweißstoff – YB-1 genannt – maßgeblich an der Umwandlung gesunder Zellen des Brustgewebes in Krebszellen beteiligt ist.

Jährlich erkranken weltweit rund eine Million Frauen und circa 10.000 Männer an Brustkrebs. Etwa fünf Prozent der Brustkrebserkrankungen sind erblich bedingt (Mutationen in den BRCA1- und BRCA2-Genen). Bei 95 Prozent ist dagegen der exakte Entstehungsmechanismus weitgehend unbekannt. Die Aufklärung der Pathophysiologie bietet somit großes therapeutisches Potenzial. Bereits in früheren Arbeiten konnten die caesar-Forscher um Hans-Dieter Royer zeigen, dass YB-1 in Brustkrebszellen verstärkt gebildet wird und mit der Multimedikamenten-Resistenz zusammenhängt.

Normalerweise spielt YB-1 bei der Zellteilung und anderen biologischen Vorgängen, die mit der Abwehr von Umweltgiften zu tun haben, eine Rolle. Wie die Forscher nun mithilfe transgener Mäuse zeigen konnten, lösen erhöhte Konzentrationen an YB-1 in Brustgewebe die Zellteilung aus. Allerdings ist diese YB-1-vermittelte Zellteilung fehlerhaft und verursacht genetische Schäden, beispielsweise überzählige Chromosomen. Genau dieser Mechanismus bewirkt die Entwicklung von Brustkrebs in den transgenen Tieren, schreiben die Forscher in der Fachzeitschrift "Cancer Resaerch".

Sie sind davon überzeugt, dass ihre Erkenntnisse neue Ansatzpunkte für die Brustkrebstherapie bieten. Zwar muss erst nachgewiesen werden, dass sich die Ergebnisse aus dem Tierversuch auf den Menschen übertragen lassen, dies ist jedoch wahrscheinlich, denn bei bösartigen Tumoren des Menschen ist sehr häufig die Anzahl und Struktur der Chromosomen verändert. Die Befunde der caesar-Forscher weisen darauf hin, dass diese Veränderungen im Fall von Brustkrebs die Tumorbildung verursachen könnten. ral

Quelle: Canc. Research 65 (10), S. 4078 – 4087 (2005).

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