Schwerpunkt Gesunde Zähne

Interview: Wie teuer muss die Pasta sein?

Wir sprachen mit dem niedergelassenen Zahnarzt Jörg Schneider über die Qualität der in Deutschland verkauften Zahnpasta, wie No-Name-Produkte einzuschätzen sind, worauf bei Reisen zu achten ist und auf welche Bürste man die Paste am besten drückt.

DAZ:

Sollten beim Zahnpastakauf Markenprodukte immer bevorzugt werden oder können auch No-Name-Erzeugnisse bedenkenlos angewendet werden?

Schneider:

Die wichtigste Aufgabe beim Zähneputzen liegt in der mechanischen Plaque-Entfernung durch das Bürsten. Neben der wichtigen Wirkung der Fluoride in der Paste soll diese ja das Putzen meist nur versüßen oder mintfrisch machen. Und das erfüllen neben den Markenprodukten sicherlich auch die allermeisten fluoridhaltigen No-Name-Produkte. Auch eine preiswerte Paste unter einem Euro kann also ihren Zweck gut erfüllen, wenn die Zähne und das Zahnfleisch grundsätzlich gesund sind.

DAZ:

Wie bei fast jedem hygienischen oder medizinisch motivierten Erzeugnis steht auch auf Zahnpastatuben eine Vielzahl von Angaben.

Schneider:

Wichtig für den Verbraucher ist die Angabe der Menge an Fluorid. Ökologisch sensible Verbraucher schauen sicher stärker nach weiteren Inhaltsstoffen, die aus Sicht der Ökoanhänger möglicherweise umstritten sind. Aber ich darf hier die Bundeszahnärztekammer zitieren, die sagt, dass die in Deutschland vertriebenen Zahnpasten entsprechend den gesetzlichen Bestimmungen für Zahn- und Mundhygieneprodukte zweifellos gesundheitlich unbedenklich sind.

DAZ:

Was halten Sie bei Reisen im Ausland vom Kauf eines dort hergestellten Produktes, etwa in exotischen Gebieten wie Südostasien oder auch in Osteuropa?

Schneider:

Eine vor Reisestart gekaufte Tube Zahnpasta passt in jeden Rucksack oder in jeden Koffer und vermeidet somit mögliche unangenehme Überraschungen. Zahnarzt oder Apotheker sollten für solche Fälle auch gern Probepackungen zur Verfügung stellen, da sie das Packmaß des Reisenden ein wenig verringern können.

DAZ:

Neben der Zahnpasta sind auch Pflegehilfsmittel wie Bürsten, Zahnzwischenraumbürsten und Zahnseide in vielfachen Ausführungen zu haben. Verraten Sie bitte ein paar ärztliche Grundsätze für die Auswahl?

Schneider:

Jede Zahnbürste putzt nur so gut wie sein Anwender die Technik beherrscht. Kinder lernen schnell die so genannte KAI-Methode: erst die Kauflächen bürsten, dann die Außenflächen, zuletzt die Innenflächen. Bei Handzahnbürsten sollten Produkte einen kurzen Kopf mit abgerundeten Borsten haben, um die Reinigung der hinteren Zähne zu gewährleisten und Verletzungen des Zahnfleisches zu verhindern. Immer neue Entwicklungen mit gekreuzten Borsten und Gummi-Noppen zur Massage des Zahnfleisches und so weiter machen es jedoch selbst für einen Zahnarzt nicht einfach, den Überblick zu behalten. Gern empfehle ich elektrische Zahnbürsten, diese ebenfalls mit kleinen Köpfen und abgerundeten Borsten mittlerer Härte. Der Vorteil des dreidimensionalen Putzsystems liegt in der guten Mitpflege des Zahnfleisches, das beim Putzen nicht außer Acht gelassen werden sollte.

Generell sollte beim Putzen das Reinigen der Zunge nicht vergessen werden, auch hierfür gibt es ausgezeichnete Spezialprodukte, die normale Zahnbürste tut es aber auch. Für die schwierig zugänglichen Zahnzwischenräume empfiehlt sich die regelmäßige Anwendung von Zahnseide. Hier empfehle ich gewachste Seide wegen ihres leichten Einbringens in den Zahnzwischenraum. Bei der Verwendung von Zahnseide sollte man darauf achten, dass man das Zahnfleisch nicht verletzt. Als ebenfalls sehr Vorteilhaft und leicht handhabbar haben sich die verschiedenen am Markt erhältlichen "Flossprodukte" erwiesen. Sie helfen sehr gut bei der Reinigung von festsitzendem Zahnersatz und von festsitzenden Zahnspangen. Sie reinigen den Zahnzwischenraum sehr zuverlässig, ohne diesen zu verletzen. Bei größeren Zahnzwischenräumen empfehle ich Zahnzwischenraumbürstchen. Sie werden besonders von älteren Patienten gern verwendet, weil die Hilfsmittel gut handhabbar sind.

DAZ:

Herr Schneider, vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Mario Süßenguth

Tipp vom Zahnarzt

Bei leicht entzündeten Zahnzwischenräumen empfiehlt sich eine Floss-Zahnseide: Deren flauschiger Fadenanteil kann mit einer antiseptischen Lösung, etwa Chlorhexidin, getränkt und dann durch den Zahnzwischenraum gezogen werden.

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