Öffentliches Gesundheitswesen

Apothekerinnen und Apotheker im Unterricht

In einer Reihe von Beiträgen aus der Feder von Fachleuten stellt der Bundesverband der Apotheker im Öffentlichen Dienst (BApÖD e.V.) die vielfältigen Tätigkeitsfelder für Apothekerinnen und Apotheker jenseits von Offizin oder Industrie vor. Der folgende Beitrag informiert über das Tätigkeitsfeld des Unterrichts in der PTA- und PKA-Ausbildung.

 

Pharmazeutische Lehrer

Zusätzlich zu einer Ausbildungstätigkeit in der Apotheke, Krankenhausapotheke, Industrie, Prüfinstituten, Bundeswehr, Verwaltung und an den Universitäten ist der Apotheker maßgeblich an der Ausbildung und am Unterricht in Lehranstalten und Berufsfachschulen für pharmazeutisch-technische Assistenten (PTA) und in Berufsschulen für Pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte (PKA) beteiligt. Die neueste Fassung der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für PTA stammt aus dem Jahr 1997 und wurde unter maßgeblicher Mitarbeit des BApÖD erarbeitet.

Die Unterrichtsfächer

Der Unterricht an Lehranstalten und Berufsfachschulen für Pharmazeutisch-technische Assistenten wird fast ausschließlich von Apothekern erteilt. Hier steht die Vermittlung grundlegender Kenntnisse (Wissen) und Fertigkeiten (Können) im Vordergrund, die eine PTA zur Ausübung ihres Berufes qualifizieren. Die theoretischen Kenntnisse werden praxisorientiert vermittelt und erstrecken sich insbesondere auf folgende Fächer:

  • Arzneimittelkunde,
  • Galenik,
  • Botanik und Drogenkunde,
  • Allgemeine und pharmazeutische Chemie,
  • Gefahrstoff-, Pflanzenschutz- und Umweltschutzkunde,
  • Medizinproduktekunde sowie
  • Pharmazeutische Gesetzeskunde, Berufskunde.

In diesen Fächern legen die Schüler schriftliche bzw. mündliche Prüfungen ab. Der unterrichtende Apotheker erstellt im Bereich des schriftlichen Examensteils die Prüfungsaufgaben. Er korrigiert und bewertet die Arbeiten der Schüler. Unter Aufsicht eines Prüfungsvorsitzenden führt er mündliche Examensprüfungen durch.

Eine besondere Bedeutung kommt dem Fach Apothekenpraxis zu, das im zweiten Examensabschnitt geprüft wird. Diese Prüfung schließt sich an das halbjährige Praktikum in der Apotheke an und umfasst maßgeblich das Wissen, das der Schüler im Laufe seiner praktischen Ausbildung erworben hat.

Im schriftlichen wie im mündlichen Examensteil muss besonders auf die Gleichwertigkeit aller Prüfungen untereinander geachtet und darf die Objektivität der Beurteilung nicht aus den Augen verloren werden. Zu den Fächern, die nicht der Examensprüfung unterliegen gehören:

  • Körperpflegekunde,
  • Ernährungskunde und Diätetik,
  • Physikalische Gerätekunde und
  • Mathematik (fachbezogen).

Auch hier werden Apotheker im Unterricht eingesetzt, da in diesen Fächern genauso wie in den Prüfungsfächern der Bezug zur Berufspraxis unverzichtbar ist.

In den so genannten fachpraktischen Fächern, wie

  • Galenische Übungen,
  • Chemisch-pharmazeutische Übungen und
  • Übungen zur Drogenkunde

zeigt der Apotheker den Schülern die notwendigen Arbeitstechniken zur Herstellung, Prüfung und Verpackung von Arzneimitteln und untermauert sie mit den dazu gehörenden theoretischen Kenntnissen. Hierbei muss er stets darauf achten, dass die Schüler ihr erworbenes theoretisches Wissen durch praktische Übungen und Erfahrungen festigen. Ziel ist es, dass diese Arbeiten am Ende der Ausbildung von den PTA selbstständig geplant, durchgeführt, geprüft und dokumentiert werden können.

Um diese umfangreichen Aufgaben erfüllen zu können, muss der unterrichtende Apotheker über fundierte pharmazeutische Kenntnisse verfügen. Er sollte fortwährend den Bezug zur späteren Berufspraxis herausstellen, dem Schüler so den Stellenwert des Lernstoffes näher bringen und ihn optimal auf die kommenden Aufgaben in der Apotheke und darüber hinaus vorbereiten. Die Approbation und in der Regel eine mehrjährige Tätigkeit in der Apotheke sind deshalb Voraussetzung für einen praxisorientierten und fächerübergreifenden Unterricht.

Pädagogisch-didaktische Qualifikation

Neben der hohen fachlichen Kompetenz ist eine pädagogisch-didaktische Eignung des unterrichtenden Apothekers zwingend erforderlich. Die adressatengerechte Vermittlung des Unterrichtsstoffes unter Einsatz verschiedener Medien steht dabei im Vordergrund. Die Schüler bringen eine sehr unterschiedliche Vorbildung mit. Der Mindestabschluss ist die mittlere Reife, die auf unterschiedlichen Wegen erlangt werden kann. Auch "Umschüler" aus anderen Berufen gehören zum Teilnehmerkreis. Alles in allem findet man in den Klassen eine bunte Mischung von Absolventen der Gymnasien, der Realschulen, der Gesamtschulen und der Hauptschulen. Diese unterschiedlichen Voraussetzungen, neben oft großen Altersunterschieden und mangelnden Sprachkenntnissen nicht-deutschstämmiger Schüler erschweren den Unterricht.

Gewünscht wird, wie in anderen Bereichen auch, ein weitgehend handlungsorientierter Unterricht. Dieser setzt pädagogische Grundkenntnisse des Unterrichtenden unabdingbar voraus. In einigen Bundesländern erfolgt die pädagogische Ausbildung der Lehrer in einem zweijährigen Referendariat. In anderen können die Lehrer Seminare besuchen, die von den Kammern angeboten werden, und sich so zum Fachapotheker für Theoretische und Praktische Ausbildung weiterbilden.

Die Weiterbildung

In fast allen Kammerbereichen ist eine Weiterbildung zum Fachapotheker für Theoretische und Praktische Ausbildung möglich. Sie wurde 1986 als erste Weiterbildungsordnung vom BApöD in Kraft gesetzt und diente der Bundesapothekerkammer als Musterweiterbildungsordnung. Für die Weiterbildung müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein.

  • Tätigkeit an einer PTA - Lehranstalt
  • Tätigkeit in einer öffentlichen Apotheke
  • Lehrproben
  • Prüfung

Die Weiterbildung zum Fachapotheker für Theoretische und Praktische Ausbildung ist ein guter Weg, sich für den Unterricht an PTA-Lehranstalten zu qualifizieren.

Die Voraussetzungen

Für die Lehrtätigkeit an PTA-Lehranstalten eignen sich besonders Apotheker, die Freude daran haben, mit jungen Menschen umzugehen und in der Lage sind ihre Begeisterung für den Beruf an andere weiterzugeben. Sie sollten aufgeschlossen sein, sich auf die unterschiedlichsten Situationen flexibel einstellen können, ein offenes Ohr für junge Menschen haben und sich ihrer Probleme annehmen können. Sie werden in der Regel von hoch motivierten Heranwachsenden erwartet, die sich im Hinblick auf ihre spätere Berufstätigkeit in den Unterricht einbringen und eine Menge Lernbereitschaft zeigen.

Das Arbeitsverhältnis

Die meisten Lehranstalten beschäftigen sowohl fest angestellte Lehrkräfte als auch nebenberuflich tätige. Eine Unterrichtstätigkeit ist über die PTA-Lehranstalten hinaus auch in anderen Bereichen möglich. Zu den weiteren Alternativen zählen z. B. der Unterricht an Berufsfachschulen für PKA und an Kranken- oder Altenpflegeschulen.

Ausblick in die Zukunft

Die Veränderungen im Gesundheitswesen geben Anlass zur Sorge und stellen die Zukunft der Apotheke in Frage. Für die PTA ist der Arbeitsplatz Apotheke aber keine unabdingbare Voraussetzung für ihre berufliche Tätigkeit. PTA sind weit über die direkte Kundenberatung hinaus einsetzbar und können sich durch ihre Qualifikation in vielen anderen Bereichen einbringen und dort Verantwortung tragen. Solange es Arzneimittel gibt, werden sie auch weiterhin dringend gebraucht werden. Sind PTA in der Vergangenheit hauptsächlich für die Berufstätigkeit in der Apotheke ausgebildet worden, so werden die Lehranstalten sich künftig der Aufgabe stellen müssen, sich anderen Bereichen zu öffnen, ihren Lehrstoff den veränderten Bedingungen anzupassen und die PTA auch für weitere Berufsfelder zu qualifizieren. Die unverändert guten Arbeitsbedingungen, die PTA auch in Zukunft vorfinden werden, garantieren dem unterrichtenden Apotheker einen sicheren Arbeitsplatz.

 

Anschriften der Verfasserinnen:

Edelgard Speer-Töppe, Fachapothekerin für theoretische und praktische Ausbildung (BApÖD), Ernährungsberatung, Breitenbergstraße 3, 86316 Friedberg

Marion Romer, Fachapothekerin für theoretische und praktische Ausbildung, Schulleiterin der Bernd-Blindow-Schule Bonn, Plittersdorferstraße 48, 53173 Bonn

 

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