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Kommentar
Bekommen wir, was wir verdienen?
Helga Kühn-Mengel, Patientenbeauftragte der Bundesregierung, weiß, was Apotheker verdienen. Oder zumindest glaubt sie es zu wissen, nämlich mehr als Ärzte! Und ähnlich viel wie Zahnärzte. In einem Gespräch mit einer Moderatorin des Morgenmagazins versuchte sie vor kurzem, vor laufender Kamera mit solchen Aussagen an statistischem Wissen zu glänzen - und Stimmung zu machen.
Wenige Tage zuvor hatte das Gesundheitsministerium ein dickes Paket mit interpretationsbedürftigen "Zahlen und Fakten zur Situation der Ärzteschaft in Deutschland" versandt - wohl als Art Rachefeldzug gegen die über zu niedrige Einkommen protestierenden Ärzte. Seitdem diese Zahlen in den Redaktionsstuben aller Zeitungen kursieren, ist in der Republik hinlänglich bekannt, dass ein niedergelassener Arzt nach Abzug der Praxiskosten im Durchschnitt rund 85.000 Euro hat - ohne die Privatliquidationen. Als Vergleich dazu führt das Gesundheitsministerium das durchschnittliche Bruttoarbeitnehmerentgelt eines Arbeitnehmers auf, das 2004 bei knapp 33.000 Euro lag, und das durchschnittliche Volkseinkommen je Erwerbstätigem mit etwa 42.000 Euro.
Da zieht doch jeder, der das liest - auch die Redakteure von Tageszeitungen, Funk und Fernsehen - den Schluss: Ärzte verdienen so schlecht nicht. Da macht sich dann schon mal Unverständnis in der Bevölkerung breit. Und wenn die Patientenbeauftragte verkündet, nur Apotheker und Zahnärzte verdienten noch mehr, dann muss nicht mehr wundern, wenn gegen die Apotheken Neiddiskussionen und Hetzkampagnen laufen. Eigentlich sollte das Ministerium die ABDA-Zahlen kennen, wonach ein Apothekenleiter in 2004 im Durchschnitt ein Vorsteuereinkommen von 81.000 Euro hatte. Nach Adam Riese ist dies weniger als das der Ärzte, nicht wahr, Frau Kühn-Mengel. Und was sagen schon Durchschnittszahlen!
Noch polemischer muten die Ministeriumsangaben an, wenn wir auf die Ebene der Angestellten gehen. Die neuesten Tarifverträge sind gerade unter Dach und Fach. Danach liegen die Tarifgehälter für approbierte Apotheker zwischen 35.000 und 42.000 Euro, je nach Berufsjahren. Was sagt uns das? Kein Grund, auf Apothekereinkommen neidisch zu sein, sie liegen voll im statistischen Mittel eines Arbeitnehmers bzw. des Volkseinkommens.
Angesichts unserer langen akademischen Ausbildung, unserer täglichen Verantwortung sind das keine Spitzenverdienste. Ich meine, wir bekommen nicht zu viel, wir hätten mehr verdient. Fragt sich nur, was Frau Kühn-Mengel verdient. Sicher mehr als Arzt und Apotheker! Hat sie das verdient?
Peter Ditzel
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