Prisma

Ein leerer Bauch bringt das Gehirn auf Touren

Wenn der Magen knurrt, steigt unser Blutspiegel an Ghrelin, einem Hormon, das unter anderem das Hunger- und Sättigungsgefühl steuert. Die vermehrte Ausschüttung des Peptids bringt ganz nebenbei auch das Gehirn auf Trab, sagen Wissenschaftler von der Yale-Universität, New Haven.

In erster Linie wird Ghrelin im Epithel der Magenschleimhaut gebildet und wandert über den Blutkreislauf ins Gehirn. Dort stimuliert es im Hypothalamus den Appetit und regt die Produktion verschiedener Wachstumshormone in der Hypophyse an.

In einer Studie mit Mäusen fanden amerikanische Forscher nun einen Effekt des Peptidhormons auf Lernfähigkeit und Gedächtnisleistung. Bei Tieren, die aufgrund genetischer Veränderungen kein Ghrelin produzierten, ließen sich deutlich weniger ausgebildete Synapsen im Bereich des Hippocampus finden als bei unbehandelten Artgenossen. Lernprozesse, z. B. wie man durch ein Labyrinth gelangt, funktionierte bei diesen Mäusen erst wieder vergleichbar gut, wenn ihnen zusätzlich Ghrelin verabreicht wurde. Die Ursache, weshalb das Gehirn bei Nahrungsmangel besser arbeitet, erklären die Forscher mit der Notwendigkeit, im Hungerzustand mit wachem Verstand für neues Futter sorgen zu müssen. Offenbar werden die Sinne durch Ghrelin geschärft, indem sich das Hormon an Nervenzellen im Gehirn heftet und diese animiert, neue Verknüpfungen zu anderen Neuronen zu bilden. Die Wissenschaftler vermuten eine ähnliche Wirkung auch beim Menschen und hoffen auf Basis ihrer Erkenntnisse entsprechende Therapien für Lern- und Gedächtnisstörungen entwickeln zu können. war

Quelle: Nature Neuroscience, Online-Vorabpublikation, DOI: 10.1038/nn1656

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.