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Versorgungsforschung
Wirkstoffauswahl entscheidet über Therapietreue
BERLIN (abda). Bei der Behandlung chronischer Krankheiten wie Bluthochdruck ist die Auswahl des Wirkstoffs mitentscheidend für die langfristige Compliance der Patienten. Trotz der breiten Arzneimittelauswahl erreichen in Deutschland weniger als ein Drittel der behandelten Patienten eine optimale Blutdruckeinstellung. Das Deutsche Arzneiprüfungsinstitut e. V. (DAPI) hat nun die Therapietreue von Hypertonie-Patienten über zwei Jahre untersucht und Rückschlüsse auf mögliche arzneimittelbezogene Probleme gezogen.
Das DAPI untersuchte die Therapiebeibehaltung von über 15.000 insulinpflichtigen Diabetikern – für sie ist der Bluthochdruck ein besonders großer Risikofaktor. In der anonymisierten Stichprobe wurden die Verordnungsdaten über zwei Jahre ausgewertet. Die meisten Patienten wurden mit mehreren Arzneistoffen behandelt. Im Durchschnitt erhielt jeder Patient 2,8 verschiedene Medikamente unterschiedlicher Wirkstoffklassen. Die beste Compliance zeigten Patienten, die mit Angiotensin-I-Hemmer behandelt wurden. Etwa 90 Prozent der so behandelten Patienten nahmen auch noch nach zwei Jahren die verordneten Medikamente ein. Auf Platz zwei folgten die ACE-Hemmer und die Calciumkanalblocker mit jeweils etwa 82 Prozent. Bei den Patienten, die mit Diuretika behandelt wurden, nahmen nach zwei Jahren noch etwa 78 Prozent die Medikamente wie verordnet ein. Relativ schlecht war die Therapiebeibehaltung bei den Betablockern, sie lag bei unter 65 Prozent.
Magdalene Linz, Präsidentin der Bundesapothekerkammer, wies darauf hin, dass das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) in seinem Vorbericht zur vergleichenden Nutzenbewertung von Blutdrucksenkerklassen diesen wichtigen Aspekt nicht berücksichtigt habe: "Es ist eine Binsenweisheit: Nur die Medikamente können wirken, die nicht nur vom Arzt verordnet, sondern auch vom Patienten eingenommen werden. Wie die Zahlen des DAPI zeigen, sollten in die Nutzenwertung nicht nur klinische Studien einfließen, sondern auch Daten aus der Versorgungsforschung."
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