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- DAZ 27/2007
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Arzneimittel und Therapie
Direkter Renin-Inhibitor
Zulassungsantrag für Aliskiren in Europa positiv bewertet
Das europäische Committee for Medicinal Products for Human hat den Antrag auf Zulassung des direkten Renininhibitors Aliskiren (vorgesehener Handelsname Rasilez® , in den USA Tekturna®) positiv bewertet. Tierexperimentelle Untersuchungen zeigen zudem auch einen günstigen Effekt auf Endorganschäden. Ob Patienten ebenfalls entsprechend profitieren, wird derzeit in klinischen Studien untersucht.
Aliskiren ist als erster direkter Renininhibitor in den USA seit März 2007 zur Behandlung von Bluthochdruck zugelassen, der Zulassungsantrag bei der EMEA wurde im Herbst 2006 eingereicht. Nun hat das europäische Committee for Medicinal Products for Human (CHMP), das für die Medikamentenbewertung innerhalb der Europäischen Kommission zuständig ist, den Antrag auf Zulassung von Aliskiren zur Behandlung von Bluthochdruck positiv bewertet – auf Basis der Daten von mehr als 7.800 Patienten aus 44 klinischen Studien. Die Europäische Kommission folgt üblicherweise diesen Empfehlungen, es wird erwartet, dass eine Entscheidung innerhalb von drei Monaten fallen wird.
Die tägliche orale Einmalgabe von 300 mg Aliskiren senkt als Monotherapie den systolischen Blutdruckwert um etwa 15 mmHg, den diastolischen Blutdruckwert um etwa 12 mmHg. Dies zeigte eine Doppelblindstudie, in der 652 Hypertoniker über acht Wochen mit verschiedenen Dosen Aliskiren (150 mg, 300 mg, 600 mg), Irbesartan (150 mg) oder Placebo behandelt wurden. Konkret ging der Blutdruck unter 300 mg Aliskiren von 152/99 mmHg auf 136/87 mmHg zurück. Als Kombinationspartner eignen sich Thiaziddiuretika, ACE-Hemmer und Calciumantagonisten. So lässt sich der Blutdruck durch die Kombination von 150 mg Aliskiren und 5 mg Amlodipin mindestens so effektiv senken wie mit 10 mg Amlodipin (-11,0 mmHg vs. -9,6 mmHg), Knöchelödeme sind jedoch weitaus seltener (2% vs. 11%). Die Kombination von Ramipril 10 mg und Aliskiren 300 mg senkte den Blutdruck besser als die jeweilige Monotherapie.
Umfangreiches laufendes Studienprogramm
Besonderes Augenmerk liegt nun auf der Wirksamkeit von Aliskiren auf Endorganschäden. Tierexperimentell konnte ein günstiger Effekt auf die Entwicklung von Nephropathie und linksventrikulärer Hypertrophie gezeigt werden. Ob auch Patienten entsprechend profitieren, wird derzeit in einigen klinischen Studien untersucht:
• Die AVOID(Aliskiren in the EValuation or PrOteinuria In Diabetes)-Studie untersucht, ob Aliskiren einen positiven Effekt auf die Nierenfunktion hat. Eingeschlossen sind knapp 500 hypertensive Typ-2-Diabetiker mit Proteinurie. Sie erhalten nach einer viermonatigen Vorlaufphase mit täglich 100 mg Losartan zusätzlich über sechs Monate entweder Aliskiren oder Placebo. Primärer Endpunkt ist der Albumin-Kreatinin-Quotient.
• Die ALLAY(ALiskiren Left Ventricular Assessment of HypertrophY)-Studie untersucht den Effekt von Aliskiren auf die linksventrikuläre Hypertrophie, die als wichtiger Risikoprädiktor für das Auftreten kardiovaskulärer Ereignisse bei Hypertonikern gilt. Verglichen wird die Monotherapie mit Aliskiren mit einer Losartanmonotherapie und einer Kombinationstherapie aus Aliskiren und Losartan über insgesamt 36 Wochen. Eingeschlossen in die prospektive Studie sind 480 übergewichtige Hypertoniker mit einer linksventrikulären Wanddicke > 1,3 cm. Primärer Endpunkt ist die linksventrikuläre Muskelmasse.
• Die ALOFT(ALiskiren Observation of Heart Failure Treatment)-Studie untersucht, ob Aliskiren, zusätzlich zur Standardtherapie, einen günstigen Effekt auf das natriuretische Peptid proBNP hat. Gleichzeitig wird das Augenmerk auf die Verträglichkeit des Präparats gelegt. Eingeschlossen sind 280 Patienten mit Hypertonie oder Hypertonie in der Vorgeschichte, stabiler Herzinsuffizienz und einer BNP-Plasmakonzentration > 150 pg/ml. Sie erhalten nach einer zweiwöchigen Run-in-Phase mit Placebo entweder 150 mg Aliskiren oder Placebo über insgesamt zwölf Wochen. Die Herzinsuffizienz-Standardtherapie wird fortgeführt. Primäre Endpunkte sind die NT-proBNP-Konzentration sowie unerwünschte Ereignisse. Die Ergebnisse von ALOFT und ALLAY sind voraussichtlich noch im Laufe dieses Jahres, die Ergebnisse von AVOID 2008 zu erwarten.
QuellePriv.-Doz. Dr. med. Ralf Dechend, Berlin: "Direkte Renin-Inhibition – ein innovativer Wirkmechanismus und sein Potential", Wiesbaden, 15. April 2007, Wiesbaden, veranstaltet von der Novartis Pharma GmbH, Nürnberg.
Pressemeldung Novartis Pharma GmbH vom 25. Juni 2007.
Apothekerin Dr. Beate Fessler
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