Neun von zehn Apothekern zweifeln am Direktvertrieb

Frankfurt (ghb/anzag). Mit den neuen, von den Herstellern forcierten Vertriebsmodellen für Originalpräparate haben die Apotheker wenig gute Erfahrungen gemacht. Sie sehen die Themen Direkt- und Exklusivvertrieb offenbar ähnlich kritisch wie der klassische Großhandel. Das geht aus einer Umfrage der Andreae-Noris-Zahn AG unter 100 Apotheken hervor, deren Ergebnisse am 3. April veröffentlicht wurden.

Zwei Drittel sehen Versorgung der Patienten gefährdet

Der Anteil der Präparate, die in Deutschland direkt von pharmazeutischen Herstellern an die Apotheken geliefert werden, hat sich in weniger als zehn Jahren verdoppelt und liegt mittlerweile bei rund 17 Prozent – Tendenz steigend. Doch an der Zufriedenheit der Apotheker mit dem neuen Vertriebsmodell kann diese Erfolgsgeschichte nicht liegen: Neun von zehn Apothekern bezweifeln, dass die Direktbelieferung ihrer Apotheken durch die pharmazeutische Industrie das klassische Distributionssystem Hersteller-Großhandel-Apotheke ersetzen kann.

Im Gegensatz zu OTC-Produkten erfolgt der Direktbezug bei den Originalpräparaten offenbar alles andere als freiwillig: Acht von zehn Apothekern berichteten, Originalpräparate beim Hersteller zu ordern, die nur auf diesem Weg erhältlich sind. Besonders bemerkenswert: Rund zwei Drittel der Befragten sehen sogar die Versorgung der Patienten in Gefahr, sollte der Direktbezug künftig zum Standard werden.

Drei Viertel der Apotheker gaben an, dass es sich bei den Originalen im Direktbezug vor allem um hochpreisige Medikamente handelt. Einkaufskonditionen spielen hier kaum eine Rolle: Drei von vier Befragten zahlen bei Originalpräparaten den regulären Apothekeneinkaufspreis; die Großhandelsmarge fließt in die Kasse des Produzenten.

Bei Generika- und OTC-Produkten, die in großen Stückzahlen in den Apotheken umgesetzt werden, ist der Direktvertrieb dagegen seit jeher ein wichtiges wettbewerbliches Element für die Hersteller. Die Apotheker lassen sich vor allem durch günstige Konditionen und Marketingaktionen vom Direktbezug dieser Präparate überzeugen.

Die Mehrheit der Befragten bestätigte, dass der Direktbezug den täglichen Arbeitsaufwand in der Apotheke erhöht. Drei Viertel sehen zusätzliche Belastungen in der Buchhaltung, sechs von zehn Apothekern klagen über Mehraufwand bei der Bestellung und Warenbearbeitung. 60 Prozent der Apotheker würden deshalb die direkten Bestellungen von patentgeschützten Arzneimitteln gerne weiter einschränken. Nur zehn Prozent der Apotheker könnten sich vorstellen, den Direktbezug auszuweiten. .

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