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- AZ 51/2008
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Gesundheitspolitik
EU-Pharmapaket vorgelegt
Ausgangspunkt des Pharmapaketes ist die Feststellung, dass die Arzneimittelbranche für Europa ein äußerst wichtiger Industriezweig ist – nicht nur wegen ihrer Produkte, sondern auch weil sie für Wirtschaftswachstum und sichere Arbeitsplätze sorgt. Doch die fortschreitende Globalisierung birgt neue Risiken. So nehmen etwa Arzneimittelfälschungen zu und die Patienten haben nicht überall die gleichen Möglichkeiten, sich über rezeptpflichtige Arzneien zu informieren. Günter Verheugen ist überzeugt, dass seine Vorschläge durchweg auf die Bedürfnisse und Interessen der europäischen Patienten ausgerichtet sind. Sie würden dafür sorgen, dass ihnen sichere, innovative und erschwingliche Arzneimittel zur Verfügung stehen. Zudem will der Kommissar "die EU wieder zu dem machen, was sie schon einmal war, nämlich zur Apotheke der Welt."
Im Bereich der Arzneimittelfälschungen ist die Kommission von ihrem ursprünglichen Plan, die Parallelimporteure mit einem Umpackverbot zu belegen, abgerückt. Um Fälschungen wirksamer zu begegnen, sollen Packungen rezeptpflichtiger Arzneien künftig mit obligatorischen Sicherheitselementen – etwa Siegeln – versehen werden, mit deren Hilfe die Medikamente identifiziert und zurückverfolgt werden können; Ausnahmen für Generika sollen möglich sein. Ziel ist es, die gesamte Vertriebskette genau im Blick zu behalten. Die Kommission und die Mitgliedstaaten müssen die technischen Einzelheiten allerdings noch festlegen. Im Kampf gegen illegale Anbieter im Internet sieht Verheugen die Mitgliedstaaten gefordert.
Was die Patienteninformationen zu rezeptpflichtigen Arzneien betrifft, so soll Herstellern unter strengen Auflagen erlaubt werden, sich mit eigenen Auftritten in der Fachpresse und online direkt an Patienten zu wenden. Auch in Beilagen für Zeitungen sollen sie informieren dürfen.
Aus Sicht des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) weist das Pharmapaket "insgesamt in die richtige Richtung, wenn auch in einzelnen Punkten etwas mehr Mut der Kommission wünschenswert gewesen wäre". Die Krankenkassen begrüßten, dass die Kommission darauf verzichtet, die Parallelhändler de facto vom Markt auszuschließen. Die Vorschläge für eine Lockerung der Werbeverbote für Rx-Arzneien heißen die Kassen allerdings nicht gut. Es müsse Sache des behandelnden Arztes bleiben, über die optimale Arzneimitteltherapie zu entscheiden. Ähnlich äußerte man sich bei der ABDA. Mit Blick auf die Arzneimittelfälschungen verwies die ABDA zudem darauf, dass sie mit Herstellern und Großhändlern bereits Gespräche über ein technisches Modell für eine neue Packungscodierung führe.
Nun muss noch das EU-Parlament und der EU-Rat über das Paket beraten. Eine endgültige Entscheidung ist nicht vor 2010 zu erwarten.
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