Prisma

Ein Gel schützt Grippeviren vor Kälte

Eine Grippe tritt bevorzugt in den kalten Jahreszeiten auf. Als Erklärung hierfür wurde bislang immer der Wechsel zwischen trockener Raum- und kalter Außenluft sowie ein durch Kälte und Nässe beeinträchtigtes Immunsystem genannt. Wissenschaftler des National Institute of Health schreiben nun jedoch, dass der Grund für die winterliche Grippezeit bei den Viren zu suchen ist. Sie schützen sich mit einem Gel, das erst in der Wärme schmilzt.

Wissenschaftler um Ivan Polozov stellten bei der Untersuchung von Influenzaviren fest, dass diese mit einer fettigen Substanz überzogen sind. Der Überzug bzw. die äußere Virusmembran bildet in kalter Umgebungsluft eine feste Gel-Schicht und schützt die Viren somit vor schädlichen Einflüssen. Bei Temperaturen ab 15,6 Grad Celsius verflüssigt sich das Gel allmählich. Aus diesem Umstand, den die Forscher dank Magnet-Resonanz-Imaging erstmals im Detail beobachten konnten, schließen sie, dass Influenzaviren sich während der kalten Jahreszeit bei der Übertragung von Mensch zu Mensch besonders gut am Leben halten können. Werden sie von einer infizierten Person über die Atemluft ausgestoßen, verfestigt sich ihre äußere Membran und die Viren sind bis zum Eindringen in den nächsten Organismus geschützt. Sobald sie ein neues "Opfer" erreicht haben, schmilzt der Überzug durch die Körpertemperatur und die Viren können mit der Infektion der Zellen beginnen. Im Frühjahr und Sommer, wenn die Außentemperatur entsprechend hoch ist, verfügen die Viren dagegen nur eingeschränkt oder gar nicht über ihren Gel-Schutz und sind daher auch nur bedingt infektiös, so die Studienautoren. Kritiker der in der Online-Ausgabe von "Nature Chemical Biology" veröffentlichten Studie halten dem allerdings entgegen, dass manche Grippeviren auch bei tropischem Klima gedeihen.


ral


Quelle: Polozov, I. et al.: Nature Chem. Biol. Online-Vorabpublikation, DOI: 10.1038/nchembio.77

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