Prisma

Ein einziges Haar genügt

Stammzellen gelten als einer der großen Hoffnungsträger für die Entwicklung neuer Therapien. Eine Schwierigkeit im Zusammenhang mit den Zellen stellt die Gewinnung dar. Möglicherweise haben internationale Forscher dieses Problem nun ein Stück weit gelöst. Laut ihrer Studie soll es möglich sein, aus einem einzigen Haar in wenigen Tagen eine ausreichend große Menge an induzierten pluripotenten Stammzellen zu gewinnen.

Von induzierten pluripotenten Stammzellen (iPS) spricht man, wenn Körperzellen durch genetische Modifikation dazu gebracht werden, sich in Stammzellen zurückzuverwandeln. Bislang verwendete man zur Gewinnung von iPS Fibroblasten aus der Haut. Allerdings war die Ausbeute gering. Nur etwa eine von zehntausend Zellen ließ sich entsprechend modifizieren. Ein internationales Forscherteam suchte daher nach besser geeigneten Ausgangszellen für die Reprogrammierung. Fündig wurden sie in der Haarwurzel. Sie stellten fest, dass die Reprogrammierung von Keratinozyten zu KiPS (Keratinocyte-derived iPS) doppelt so schnell und mit 100-fach größerer Effizienz vonstatten ging wie diejenige von Fibroblasten. Warum sich Haare so gut zur Stammzellgewinnung eignen, ist allerdings noch unklar. Auch können die Zellen bislang nicht therapeutisch genutzt werden, obwohl es den Wissenschaftlern bereits gelungen ist, KiPS in mehrere Zelltypen auszudifferenzieren, unter anderem zu Herzmuskelzellen und dopaminergen Neuronen. Vor dem klinischen Einsatz müssen noch Sicherheitsbedenken ausgeräumt werden, die sich aus der für die Transduktion notwendige Verwendung verschiedener Gene ergeben. Diese Gene könnten Ausgangspunkt für die Entwicklung von Tumoren sein. Dennoch sehen die Forscher in ihrer Entdeckung einen großen Fortschritt. Statt einer Hautbiopsie ist zur Zellgewinnung nur noch das Ausreißen eines einzelnen Haares notwendig, statt 10.000 Zellkulturen benötigt man nur noch 100 und die Zellen liegen statt nach drei bis vier Wochen bereits nach zehn Tagen vor. ral

Quelle: Belmonte, J. C. I. et al.: Nature Biotechnol., Online-Vorabpublikation, DOI: 10.1038/nbt.1503

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