Prisma

Antikörper, die hungrig machen

Für Übergewicht und Adipositas ist in erster Linie ein falscher Lebensstil verantwortlich. Etwa vier Prozent der Betroffenen können allerdings als Entschuldigung auch anführen, dass sie Antikörper gegen ein Protein aufweisen, das im Gehirn an der Appetitdrosselung beteiligt ist. Ob diese Antikörper ein Ansatz für neue Strategien gegen Übergewicht sind, ist noch offen.
Foto: Bayer HealthCare AG

Bereits vor zwei Jahren konnten Wissenschaftler um Jean-Christophe Peter und Karl Hofbauer von der Universität Basel im Tierversuch zeigen, dass durch Bildung von Antikörpern gegen den Melanocortin-4-Rezeptor der zentrale Regelmechanismus der Energieaufnahme blockiert wird. In aktuellen Studien wollten die Wissenschaftler nun herausfinden, ob dieser Zusammenhang, der bei Ratten eine milde Form der Adipositas und Insulinresistenz induziert, auf den Menschen übertragbar ist. Dazu untersuchten sie Blutproben von 216 Personen – sowohl normal- als auch übergewichtige – auf das Vorhandensein von Antikörpern gegen den Melanocortin-4-Rezeptor. Bei knapp 4 Prozent der Proben wurden sie tatsächlich fündig. Bei allen "positiven" Proben handelte es sich um Blut von übergewichtigen Personen. Die Studienautoren schließen daraus, dass Antikörper gegen den Melanocortin-4-Rezeptor auch beim Menschen die Entstehung von Übergewicht begünstigen können. Sie untersuchen derzeit, ob und wenn ja wie gut Übergewichtige, die die Antikörper aufweisen auf diätetische oder chirurgische Interventionen ansprechen, um die klinische Bedeutung der Antikörper einordnen zu können. ral

Quelle: Peter, J.-Ch. et al.: J. Clin. Endocrin. Metabol. Online-Vorabpublikation, DOI: 10.1210/jc.2008-1749

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