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Gesundheitspolitik
Gesundheitsförderung mit medizinischer Versorgung gleichstellen
Der Bundesgesundheitsminister stehe zu dieser Aussage, versicherte Daniel Bahr, parlamentarischer Staatssekretär im BMG. Er begrüßte das Thema des Kongresses "Prävention und Gesundheitsförderung weiter entwickeln", weil der Beginn einer Legislaturperiode meist von Finanzdiskussionen geprägt sei und inhaltliche Fragen in den Hintergrund träten. Bahr betonte, dass neben der Solidarität auch die Eigenverantwortung gestärkt werden müsse. Insbesondere vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung müsse klargemacht werden, dass heutige Investitionen in die Prävention dem Gesundheitssystem später Kosten sparen könnten bei spürbar mehr Lebensqualität für die Menschen.
Umsetzung auch im Arbeitsbereich
Mechthild Ross-Luttmann (CDU), Sozialministerin in Niedersachsen, plädierte für eine Balance zwischen Gesundheitsförderung und Gesundheitsversorgung. Dazu seien politische Rahmenbedingungen, Finanzierungsmöglichkeiten und Netzstrukturen notwendig. Außerdem müssten Ernährung und Bewegung nicht nur im privaten Bereich, sondern auch in die Arbeitswelt Eingang finden. Der Nationale Aktionsplan "In Form – Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung" sei ein guter Anfang.
Die Präsidentin der bvpg, Helga Kühn-Mengel, sieht in der gesundheitspolitischen Vielfalt die dritte Kraft neben Politik und Wirtschaft. Sie plädierte für mehr Engagement des Einzelnen. Als Erfolg könne gelten, dass über die Parteigrenzen hinweg alle gesellschaftlichen Gruppen erkannt haben, dass Gesundheit und Gesundheitsförderung einen hohen Stellenwert haben.
"Potenzial Gesundheit"
Sechs Empfehlungen unter dem Titel "Potenzial Gesundheit" hat die bvpg in Hannover der Öffentlichkeit vorgestellt. Zentrales Element der Empfehlungen ist die Forderung, Gesundheitsförderung und Prävention als gesamtgesellschaftliche Querschnittsaufgabe zu begreifen. Gesundheit dürfe in Zeiten der Finanz- und Wirtschaftskrise nicht länger als zusätzlicher Kostenfaktor betrachtet werden.
Die Transparenz bei Prävention und Gesundheitsförderung muss nach Ansicht der bvpg erhöht werden (1. Punkt). Gesundheitsförderung und Prävention müsse auch als "durchgängiges Handlungsprinzip" in allen Politikbereichen verankert werden (2. Punkt). Die bvpg plädiert auch dafür, vorhandene Strukturen zu nutzen und weiterzuentwickeln (3. Punkt).
Empfehlung 4 lautet: Qualität sichtbar machen – Wirksamkeit nachweisen – Zielorientierung verbessern. Die bvpg regt in diesem Zusammenhang an, dass die Bundesregierung zukünftig regelmäßige, vor allem "settingbezogene Gesundheitsförderungs- und Präventionsberichte" veranlassen möge. Langfristig sollte die klassische Gesundheitsberichterstattung um Gesundheitspotenzial-Faktoren erweitert werden, heißt es.
Die bvpg will mit neuen gesetzlichen Regelungen Prävention und Gesundheitsförderung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe verankern (5. Punkt). In einer Fußnote distanziert sich jedoch die Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände von dieser Forderung.
Einig sind sich die 130 Mitgliedsverbände im bvpg wieder in der sechsten Empfehlung, das Thema Gesundheit öffentlich zu diskutieren. Bürgerinnen und Bürger wollten wissen, wie es mit dem System weitergehen könnte, heißt es abschließend.
InfoDie Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung e.V. mit Sitz in Bonn wurde 1954 gegründet und ist ein gemeinnütziger politisch und konfessionell unabhängiger Verband.
Im bvpg sind zurzeit 130 Institutionen und Verbände aus dem Gesundheitswesen wie die ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Bundesärztekammer, die Spitzenverbände der Sozialversicherungsträger sowie der Heil- und Hilfsberufe Mitglied.
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