Gesundheitspolitik

Rösler hält an Gesundheitsprämie fest

BERLIN (lk). Nach wochenlangem Zögern will Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) am kommenden Donnerstag erste Eckpunkte für die neue Gesundheitsprämie zur GKV-Finanzierung verraten. Ungeachtet der veränderten Mehrheitsverhältnisse im Bundesrat drückt der FDP-Politiker nach der NRW-Wahl jetzt aufs Tempo. Dies kündigte Rösler nach der dritten Sitzung der Regierungskommission letzten Mittwoch in Berlin an.

Bestärkt sieht sich der FDP-Minister in seinen umstrittenen Plänen zur Einführung einer einkommensunabhängigen Gesundheitsprämie durch mehrere wissenschaftliche Expertisen. Beim nächsten Treffen der Reformkommission am 20. Mai will Rösler die Umrisse für ein "mögliches Modell" einer Gesundheitsprämie vorstellen, das sich an den Vorgaben des Koalitionsvertrages ausrichtet. Wie hoch der Zuschuss aus Steuermitteln sein soll, der für den geplanten Sozialausgleich nötig ist, ließ Rösler erneut offen. Er werde aber die bislang genannten Summen nicht erreichen. Die Rede ist von 20 bis 35 Milliarden Euro jährlich.

Rösler: Keine Steuererhöhung notwendig

Rösler versicherte, die beitragsfreie Familienmitversicherung werde auf keinen Fall infrage gestellt. Auch würden für sein Prämienmodell "keine Steuererhöhungen notwendig sein". Der Minister zeigte sich nach wie vor überzeugt, dass sein Vorhaben im Bundesrat – in dem die schwarz-gelbe Mehrheit seit der NRW-Wahl dahin ist – eine Chance hat. SPD und Grüne lehnen die Gesundheitsprämie als unsoziale Kopfpauschale ab.

In der gesetzlichen Krankenversicherung 2011 drohe ein Defizit "in der Spannbreite zwischen 6 bis 15 Milliarden Euro", sagte Rösler. Werde nicht gehandelt, müssten die gesetzlich Versicherten im Laufe des nächsten Jahres dies über Zusatzbeiträge alleine abfangen. Diese Zusatzbeiträge würden nicht sozial ausgeglichen. Deshalb müssten sich alle, die im Bundesrat über die Reform zu entscheiden haben, "die Frage stellen, ob man den Menschen einen Solidarausgleich verweigern will oder nicht".

Wissenschaftlicher Beirat: Steuererhöhung nötig

Der Wissenschaftliche Beirat des Bundeswirtschaftsministeriums hatte zuvor grundsätzlich für die Einführung einkommensunabhängiger Gesundheitsprämien mit Sozialausgleich plädiert. Damit werde die Einkommensumverteilung stärker in das gerechtere Steuersystem verlagert. Die Professoren gehen in ihrer Expertise, in der sie mehrere Varianten einer Pauschalprämie erörtern, von Steuermehrbelastungen durch eine Prämie zwischen 18 und gut 28 Milliarden Euro jährlich aus. Dies mache Steuererhöhungen nötig.

Die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth warf Rösler vor, er habe "die rote Karte aus NRW offenbar nicht verstanden". Sie forderte ihn auf, die Pläne endlich fallen zu lassen.

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