Wirtschaft

DAX: Erneut gescheitert

DAX bei 6300 Punkten ratlos – Vorsicht ist angebracht

(hps). Die Berichtssaison ist zu Ende und die Nachrichten aus der Gesamtwirtschaft bestimmen wieder das Börsengeschehen. Die Eurozone liefert da keine guten Neuigkeiten, den Anlegern erscheint die Zukunft grau in grau. Unterdessen hat sich der DAX bei 6300 Punkten eine blutige Nase geholt und das Projekt "Gipfelsturm" auf absehbare Zeit auf Eis gelegt. Die Optimisten dürften nun wohl das Feld zugunsten der Bären räumen.

Der DAX hatte sich schon in einer Blitzaktion bis auf wenige Punkte an die 6300er-Marke herangewagt, da leitete zu Beginn der letzten Woche der schwache Euro erneut eine Korrektur ein. Die Sorge, der riesige Schuldenberg der Europäer könnte am Ende das Weltwirtschaftswachstum bremsen, nimmt zu. Entsprechend schlecht gelaunt reagierten die Anleger denn auch auf das deutsche Leerverkaufsverbot und die Finanztransaktionssteuer. An den Weltbörsen rumort es. Auch der Euro hielt von dem deutschen Alleingang offensichtlich nicht viel. Mit rund 1,21 Dollar erreichte die Gemeinschaftswährung ein neues Jahrestief. Das Verbot von Leerverkäufen bezieht sich auf Staatsanleihen aus der Eurozone und Aktien aus der Finanzbranche und soll spekulative Wetten auf fallende Kurse unterbinden. Interpretiert wurde dieser Schritt indes ganz anders, nämlich als Indiz für die Brüchigkeit des gesamten Eurogebietes. Seitdem sind angeblich die europäischen Standardwerte von den Wunschzetteln der Investmentprofis verschwunden. Nach einer von der Bank of America Merrill Lynch unter 200 Fondsmanagern durchgeführten Befragung fahren die Anlagestrategen den Anteil europäischer Aktien in ihren Portfolios aktuell zurück. Doch viele Profis vermuten, dass sich die Schieflage am Ende nicht auf den europäischen Aktienmarkt begrenzen lassen wird.

Bulle & Bär

Die Schwankungsfreudigkeit an den Börsen nimmt wieder zu und die Untergangspropheten trauen sich aus ihrer Deckung. So sieht Richard Russel, Herausgeber des Dow Theory Letters, eine akute Crash-Gefahr. Seine Empfehlung: Schlichtweg alles verkaufen und Liquidität schaffen. Da nehmen es die deutschen Profis schon gelassener, wenngleich auch hier die Mahner lauter werden. Die BHF-Bank orientiert sich an der Charttechnik und sieht die Märkte bis August deutlich fallen. Andere Beobachter sehen nach dem Auslaufen der Berichtssaison den DAX seitwärts laufen. Zu den Optimisten gehört nach wie vor die Landesbank Berlin. Dort spekuliert man auf neue Jahreshöchststände beim DAX. Die Bullen unter den Börsianern orientieren sich dabei am starken Dollar, der den Exporttiteln Auftrieb verleihen könnte, und an den niedrigen Renditen für Bundesanleihen, die festverzinsliche Wertpapiere als eine wenig attraktive Anlagealternative gegenüber Aktien erscheinen lässt.

Unterdessen hatte sich der DAX – wie letzte Woche vermutet – erneut an die 6300er Marke herangepirscht, angeführt von den Titeln aus der Automobilbranche und ein paar wenigen Exportwerten. Aber der Funke sprang nicht auf den Rest des Marktes über. Das dürfte jetzt Konsequenzen haben. Ein neuerlicher Rückfall in die Region um 5700 bis 5800 DAX-Punkte erscheint nahezu sicher. Dort sollte man als Anleger besser die Reißleine griffbereit haben, denn die Stimmung ist inzwischen so schlecht, dass es durchaus zu einer größeren – und längst überfälligen – Korrektur kommen kann, die den DAX bis auf 5400 Punkte zurückwerfen könnte. Hier sollten dann die Optimisten etwas Gegenwehr zeigen. Richard Russel könnte also mit seiner Empfehlung, Aktien komplett glattzustellen, durchaus Recht behalten. Die grundoptimistische Einstellung zur Weltwirtschaft sollte man deshalb aber nicht gleich über Bord werfen. Denn wie Michael Douglas in dem Film "Wall Street" so schön sagt: Geld schläft nicht!

Eckdaten zum 20. Mai 2010
(alle Angaben ohne Gewähr)
DAX (20. 5., 11.45 h)
6001 Punkte
Dow Jones (19. 5. Schluss)
10.444 Punkte
Gold (Feinunze)
1188,70 Dollar
Tagesgeld 5000 € (Durchschnitt)
1,13%
Festgeld 3 Monate (Durchschnitt)
Beste überregionale Anbieter mit Einlagensicherung*
0,80%
1,50%
(ING-DiBa)
Festgeld 12 Monate
(Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
1,27%
1,70%
(SWK-Bank)

*Quelle: www.festgeld.de

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