Wirtschaft

Rechtsprobleme können jeden treffen

Keine streitbare Police: Rechtsschutzversicherung

(awd/az). Für sein Recht zu kämpfen oder sich gegen eine Klage zu wehren, kann zur kostspieligen Angelegenheit werden. Der Prozesskostenrechner von Spiegel.de weist bei einem Streitwert von 10.000 Euro im Zivilprozess Gesamtkosten von 3527,30 Euro aus, insofern beide Parteien Anwälte beauftragt haben und es sich um kein Berufungsverfahren handelt. Das bedeutet im Klartext: wer das Verfahren verliert, muss tief in die Tasche greifen. Und wenn es in die Berufung geht, sogar noch tiefer!

"Dieses Kostenrisiko der gerichtlichen Auseinandersetzung hemmt so manchen, obwohl er sich im Recht fühlt, tatsächlich Klage einzureichen. Mit einer Rechtsschutzversicherung verhält sich das anders. Die Police ermöglicht es, ohne finanzielles Risiko den rechtlichen Weg einzuschlagen. Sie übernimmt zum Beispiel Anwalts- und Gerichtskosten, Zeugengelder, Gebühren für Sachverständige oder Gutachten, aber auch Kosten der gegnerischen Partei, falls das Gericht zu deren Gunsten urteilt. Deshalb ist die Rechtsschutzversicherung keine streitbare Police, sondern ein sinnvoller Schutz für den Ernstfall", so ein Sachbearbeiter des Allgemeinen Wirtschaftsdienstes (AWD).

Wichtiger Baustein: Arbeitsrecht

Rechtliche Probleme kann es in allen Facetten des täglichen Lebens geben. Besonders betroffen sind bei Privatpersonen die Bereiche Erwerbstätigkeit und Ausbildung, Wohnen und Eigentum, Scheidung und Unterhalt sowie Verkehrsrecht. Dies ergaben Befragungen durch das Soldan Institut für Anwaltsmanagement. Daher steht vor dem Abschluss einer Rechtsschutzversicherung die Bedarfsanalyse. Hierbei wägt man ab, in welchen Bereichen am ehesten das Risiko eines Rechtsstreits besteht und welche der möglichen Bausteine einer Rechtsschutzpolice hilfreich sind. Da das Arbeitsrecht Spitzenreiter der Umfrage ist, sollten Arbeitnehmer diesen Punkt möglichst berücksichtigen. Eine ungerechtfertigte Kündigung oder die Verhandlung einer Abfindung sind dabei die häufigsten Ursachen für einen Rechtsstreit.

Für zahlreiche Bundesbürger beginnt der Tag mit der Autofahrt ins Geschäft. Generell verbringen sie viel Zeit im Pkw und das Risiko eines Unfalls mit Blech- oder gar einem Personenschaden fährt immer mit. Da bei Unfällen die Schuldfrage sehr heikel sein kann und die zu verhandelnden Summen rasch eine Größenordnung mit fünf- bis sechsstelligen Beträgen erreichen, sollte Verkehrsrechtsschutz bei Vielfahrern nicht fehlen. Auch beim Entzug der Fahrerlaubnis oder der Klage auf Schmerzensgeld hilft die Police. "Zudem empfiehlt sich für jeden Autofahrer der Baustein Spezialstrafrechtsschutz, dessen Integration beim Abschluss eines Pakets aus Privat- und Verkehrsrechtsschutz möglich ist", so der AWD-Mitarbeiter.

Miet- und Privatrecht sind wie Verkehrsrecht wichtige Gebiete, die zu den gängigen Rechtsschutzversicherungen gehören. Wer gegen die ungerechtfertigte Kündigung oder Mieterhöhung vom Vermieter vorgehen oder Wohnungsmängel beseitigen lassen will, dem hilft die Option Mietrechtsschutz. Auf der anderen Seite benötigen Vermieter, die gegen zahlungsunwillige Mieter klagen möchten, einen speziellen Vermieterrechtsschutz, da dies kein Bestandteil im Privatrechtsschutz ist.

Unter Privatrecht fallen etwa Streitigkeiten wie eine falsche oder überzogene Handwerkerrechnung, Probleme bei Kaufverträgen oder Reparaturmängel. Da sich der Versicherungsumfang in allen der zahlreichen Bausteine von Rechtsschutzpolicen von Anbieter zu Anbieter unterscheidet, ist gerade hier ein Vergleich enorm wichtig. Pakete mit mehreren Bausteinen sind meist günstiger und wirtschaftlicher als die Absicherung lediglich eines einzelnen Bereichs. Bei jedem möglichen Rechtsstreit gilt: es sollte eine berechtigte Aussicht auf Erfolg bestehen. Vor der Einreichung einer Klage muss deshalb die Versicherung ihre Zustimmung zur Kostenübernahme erteilen.

Hilfe auch als Beklagter

Rechtsschutzpolicen übernehmen nicht nur Kosten bei einer Klageeinreichung, sondern helfen auch, wenn man selbst Beklagter ist. Keine Hilfe gewähren die Anbieter dagegen bei Rechtsstreitigkeiten, die bereits vor Vertragsbeginn bestanden. Zudem gilt für bestimmte Bausteine eine Wartefrist von meist drei Monaten. Auch in dieser Zeit springt die Police nicht ein. Und es liegt auf der Hand, dass Rechtsschutz bei vorsätzlichen Straftaten wie Betrug oder Diebstahl keine Berücksichtigung im normalen Leistungskatalog findet. Allerdings kann der Vorwurf einer vorsätzlichen Straftat speziell mitversichert werden und ist etwa für Autofahrer relevant (zum Beispiel der Vorwurf des unerlaubten Entfernens vom Unfallort).

Die Rechtsschutzversicherung integriert minderjährige Kinder pauschal und gilt im Ausland, aber meist mit einer zeitlichen Beschränkung des Aufenthaltes. Wer eine langfristige Reise plant, sollte mit dem Versicherer den Schutz abstimmen. Ein maßgeblicher Punkt ist die Deckungssumme. Sie muss – wie bei einer privaten Haftpflichtpolice – in ausreichender Höhe gewählt werden und ist besser zu hoch als zu niedrig festzulegen. Der AWD rät zu einer Deckungssumme von mindestens 250.000 Euro, um bei einem Gerichtsverfahren auf der sicheren Seite zu sein.

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