Management

Die Älteren im Team

Das beste Team: Ein Mix aus älteren und jüngeren

Der demografische Wandel zeigt es eindeutig: Menschen werden älter und sind länger arbeitsfähig. Das Altersmanagement verlangt Umdenken auch in der Apotheke, um sich dieser Entwicklung rechtzeitig anzupassen. Leistung und Arbeitskraft des Apothekers und seines Teams sollen lange erhalten bleiben. Vielleicht heißt es dann einmal: "Er ist schon Ende Fünfzig, arbeitet aber wie ein Dreißigjähriger".

Lebens- und Berufserfahrung – das sind zwei Punkte, die ältere Arbeitnehmer zu wertvollen Teammitgliedern im Berufsleben machen können.

Foto: AZ/Schelbert

Mit dem Älterwerden der Erwerbstätigen müssen auch die Arbeitsanforderungen adaptiert werden, sonst ist die Belastung zu stark, und die Überforderung führt zu Fehlzeiten. Wenn die über Fünfzigjährigen angepasst arbeiten, bleibt ihre Motivation und Leistung erhalten.

Viele Apotheken haben sich noch zu wenig mit den Herausforderungen beispielsweise einer älteren PKA befasst und orientieren sich bei den Anforderungen überwiegend an den Jüngeren. Allerdings haben die Apotheken erkannt, dass ein Mix aus Jüngeren und Älteren die Ideallösung sein wird. Schließlich bringen Ältere mehr Erfahrung mit und große Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Außerdem sind sie – gerade wegen des fortgeschrittenen Alters – weniger bereit, sich abwerben zu lassen. Ihre Firmenbindung ist weit größer als in jungen Jahren.

Was Ältere besser können

Mit zunehmendem Alter wachsen ihre Berufserfahrung, aber auch die Urteilsfähigkeit und das selbstständige Denken. Darüber hinaus ist die emotionale Stabilität höher, Jüngere unterliegen stärker Stimmungsschwankungen als ältere. Arbeitsmediziner haben bei Untersuchungen festgestellt, dass mit vorgerücktem Alter das Verantwortungsbewusstsein steigt. Mit den Jahren gewinnt der Ältere den Überblick und erfasst Zusammenhänge bei der täglichen Arbeit besser. Mit zunehmendem Alter wächst die Zahl derjenigen, die ihren Gesundheitszustand selbst als "gut" und "sehr gut" einschätzen.

Wer über 50 ist, wünscht sich:


Platz 1: Interessante, abwechslungsreiche Tätigkeit

Platz 2: Gutes Verhältnis zum Apotheker und Kolleginnen

Platz 3: Stressfreies Arbeitstempo, ohne Hektik

Platz 4: Selbstständiges Arbeiten ohne dauernde Kontrollen

Platz 5: Vertrauen von der Geschäftsführung

Platz 6: Geringe nervliche Belastung

Platz 7: Gute Arbeitsplatzbedingungen

Älter werden aus Sicht der Betroffenen

Leben ist Altern. Sich einen "ewigen Jungbrunnen" vorzugaukeln, führt in eine Scheinwelt. Es kommt darauf an, dass jeder sein Alter akzeptiert, was bei dem Jugendkult im Berufsleben nicht immer leicht ist. Die Arbeitswissenschaft befasst sich seit Langem mit der Erforschung von Leistungsänderungen beim älteren Arbeitnehmer. Allgemeine Aussagen helfen nicht, im konkreten Fall kommt es immer darauf an, wie der einzelne sich dieser Entwicklung stellt. Ob und wie sich die Leistungsfähigkeit eines Menschen verändert, ist nicht schicksalhaft, sondern durchaus beeinflussbar.

Leistung im Laufe der Jahre

Leider sind es die Älteren, die bei sich nachlassende Fähigkeiten feststellen, aber ganz vergessen, dass andere Fähigkeiten mit dem Alter auch zunehmen. Jetzt kommt es darauf an, sich den Anforderungen zu stellen und nicht zu resignieren. Es ist eine Frage der Einstellung, ob man sich alt fühlt und einen Leistungsabfall fürchtet.

Bei der älteren PTA nehmen diese Eigenschaften zu: Berufserfahrung, Verantwortungsbewusstsein, Urteilskraft, Ausgeglichenheit, Gesprächsfähigkeit, Sorgfalt und Zuverlässigkeit, Selbstständiges Arbeiten.

Bei den Älteren nehmen auch einige Eigenschaften ab: Muskelkraft und Beweglichkeit, Reaktionstempo, Widerstandsfähigkeit gegenüber Dauerbelastung, Kurzzeitgedächtnis, Fähigkeiten, unter Zeitdruck zu arbeiten.

Früher war alles besser …


Die ältere PTA soll nicht immer von früher reden. Früher war angeblich alles besser. Begriffe wie "Zu meiner Zeit" mögen junge Kolleginnen nicht. Oder: "Wenn Sie erst mal in mein Alter kommen ." Schnell kommen da die Gedanken auf: "Die lebt ja in einer ganz anderen Zeit, die redet ja immer von früher." Nur wer Verständnis für jüngere Kolleginnen hat, wird akzeptiert. Die Ansichten der Jüngeren muss man nicht immer korrigieren, sondern Toleranz zeigen.

Bedenken vor Neuerungen nehmen

Oft brauchen Ältere bei neuen Produkten längere Eingewöhnung. Wenn gute Einarbeitung geboten wird, wächst die Akzeptanz und die Sicherheit. Bei Einführung einer neuen Software brauchen Ältere Geduld. Die Lernfähigkeit ändert sich mit zunehmendem Alter. Die Art der Unterweisung muss auf die Situation Älterer Rücksicht nehmen. Oft sind es auch die Betroffenen selbst, die sich zu viele Gedanken über ihr Alter machen, die Probleme auf sich zukommen sehen, die in diesem Ausmaß keine Probleme sind. Es kommt nur darauf an, wie der Apotheker seine Mitarbeiter motiviert.

Der ideale Arbeitsplatz

Die reifen Jahrgänge haben höhere Ansprüche an ihren Arbeitsplatz. Motivation bedeutet ihnen mehr, und die Arbeitszufriedenheit ist oft wichtiger als das Gehalt. Es ist ein großes Vorurteil, dass sich jüngere Kunden nur von jüngeren Mitarbeiterinnen bedienen lassen. Wer so denkt, baut sich eine Hürde auf. Gerade für die Älteren gilt, auf junge Kunden ohne Vorurteile zuzugehen.

Lebensweisheit – Sprichwörter – Volksmund


"Alt ist man, wenn man an der Vergangenheit mehr Freude hat, als an der Zukunft." (John Knittel)

"Die Jüngeren rennen zwar schneller, aber die Älteren kennen die Abkürzung." (Ursula von der Leyen)

"Keine Grenze verlockt mehr zum Schmuggeln als die Altersgrenze." (Robert Musil)

"Das Alter wägt und misst es. Die Jugend spricht: ,So ist es." (Plato)

"Im Alter lassen die Sinne nach – außer der Starrsinn." (Volksweisheit)

"Wir müssen uns mit dem Alter abfinden, es ist die einzige Art lange zu leben." (Adenauer)

"Wie alt ein Mensch ist, erkennt man daran, ob er 2 Stufen oder 2 Tabletten auf einmal nimmt." (Aus Schweden)

"Seltsam: nach den Jahren der Last hat man die Last der Jahre." (B. Shaw)

"Im Alter versteht man es, Unglücksfälle zu verhüten, in der Jugend sie zu ertragen." (Arthur Schopenhauer)

"Das Alter, das man haben möchte, verdirbt das Alter, das man hat." (Paul Heyse)

Tipps an den Apotheker

Die eigene Einstellung zum älteren Personal prägt deren Verhalten. Wer davon ausgeht, dass Ältere weniger leisten, wird ihnen auch weniger zutrauen und keine anspruchsvollen Aufgaben übertragen. Und die Betreffenden erbringen dann auch tatsächlich weniger Leistung. Für den Apotheker ist das betriebsspezifische Wissen des Älteren am wertvollsten. In altersgemischten Teams kommen die Stärken der Jüngeren und Älteren besonders zur Geltung.

Die Generation 50plus legt Wert auf gute Beziehung zu allen und besonders auf Vertrauen in deren Leistungsfähigkeit. Allerdings ist auch eine ausgeglichene Work-Life-Balance von Bedeutung. Wer älter ist, tut sich bei Überstunden schwer, macht dann auch mehr Fehler als die jüngere Kollegin. Daher ist die Teilzeitbeschäftigung eine gute Möglichkeit, eine Ältere noch weiter zu beschäftigen. In vielen Fällen gibt es zunächst Widerstand der Betreffenden, vor allem, weil kürzere Arbeitszeiten auch mit weniger Einkommen zusammenhängen. Hierbei ist es hilfreich, sich auf andere Apotheken zu beziehen, in denen ältere Mitarbeiterinnen auch in Teilzeitarbeit tätig sind. Gleichzeitig heißt es, klar zu machen, dass weniger Arbeit kein Schwächezeichen ist, vielmehr eine neue Herausforderung, an die sich bereits viele Ältere gewöhnt haben. Wenn der Apotheker selbst älter ist, wird es unproblematisch sein, über dieses Thema zu sprechen. Ist er jedoch viel jünger, tun sich die reiferen Jahrgänge schwer, ihre nachlassenden Fähigkeiten in einem Gespräch zu äußern. Da kommt schnell die Meinung auf, dass man zur Last für die Apotheke wird und nicht mehr ernst genommen wird.


Rolf Leicher, Kommunikationstraining, Oberer Rainweg 67, 69118 Heidelberg, E-Mail: Rolf.Leicher@t-online.de



AZ 2011, Nr. 10, S. 6

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