Wirtschaft

DAX: Aufwärtskräfte erlahmen

Aufwärtstrend gerät ins Stottern – Gold auf neuem Rekordhoch

(hps). Die üppig vorhandene Liquidität ist und bleibt das Hauptargument der Optimisten – trotz der zu erwartenden Zinserhöhung durch die EZB. Dennoch tut sich der DAX schwer. Kurse über 7200 Punkten wirken auf die Anleger wenig einladend. Vermutlich zu Recht, denn der haussierende Ölpreis lässt bezüglich der weiteren Gewinnentwicklung in den Unternehmen nichts Gutes vermuten.

Die Marktlage

Europa hat sie noch vor sich, in China wird sie schon langsam zur Übung: Die Anhebung der Leitzinsen sind derzeit ein großes Thema am Parkett. Während die Europäer mit einer Anhebung um 25 Basispunkte einen ersten, vorsichtigen Schritt wagen dürften, hob Chinas Zentralbank ihren Zinssatz letzte Woche bereits zum vierten Mal seit Oktober letzten Jahres an, um die hohe Inflationsquote unter Kontrolle zu bringen und soziale Unruhen zu vermeiden. Derzeit liegt die Konsumenteninflation in China bei 4,9 Prozent – hauptsächlich zurückzuführen auf die hohen Lebensmittelpreise. Die chinesische Regierung fürchtet um den sozialen Frieden im Land. Doch auch wenn den Anlegern steigende Zinsen grundsätzlich überhaupt nicht behagen, erwarten die Experten keine größeren Auswirkungen auf den Kursverlauf der Aktien. Dies sei bereits erwartet worden. Auch die erneute Bonitätsherabstufung Portugals und die ungelösten Probleme in Japan nach der Atomkatastrophe blieben ohne Widerhall. Schon eher sei es der Preisanstieg beim Öl, der die Anleger eine eher abwartende Haltung einnehmen ließe, so ist aus Händlerkreisen zu hören. Doch am Ende vertraut man am Parkett noch der globalen Liquiditätswelle – ein Argument, das derzeit alle anderen globalen Unwägbarkeiten in den Hintergrund drängt. Wie lange, darüber dürfte die kommende Berichtssaison entscheiden.

Bulle & Bär

Da sei für den DAX nicht mehr viel Luft nach oben, meinen die Analysten der Unicredit in Hinblick auf den steigenden Ölpreis und das eingetrübte wirtschaftliche Umfeld in China. Experten von HSBC Global Asset Management wittern bereits wegen der bald anlaufenden Berichtssaison Ungemach. Es sei bereits von einigen Unternehmen eine spürbar vorsichtigere Sprache bei der Zukunftsprognose vernehmbar. Deshalb raten hier die Strategen sogar zum Abbau von Aktienpositionen. Dagegen kommen von der WGZ-Bank deutlich optimistischere Töne. Die Analysten interpretieren die niedrigen Handelsumsätze am Parkett dahingehend, dass das Gros der Investoren noch abwartet, früher oder später aber mangels Anlagealternativen auf das Parkett drängen wird. Bisher kauften nur die Optimisten, die Herde werde bald folgen. Auch die Commerzbank bleibt optimistisch und vertraut dabei auf die solide Auftragslage und die positive Gewinnentwicklung der Unternehmen.

Unterdessen scheint sich unter den Analysten ein Gesinnungswandel anzubahnen. Letzte Woche stufte die US-Bank Morgan Stanley die Aktie von BMW von "Übergewichten" auf "Untergewichten" unter Hinweis auf eine nachlassende Gewinndynamik zurück. Abgesehen davon, dass ein derart drastischer Perspektivwechsel per se schon dubios erscheint, könnte sich hier etwas anbahnen, was am Ende viele Exportwerte treffen würde: Der hohe Ölpreis dürfte die Gewinnmargen der Unternehmen negativ beeinflussen und sich mit zeitlicher Verzögerung auch nachteilig auf den Konsum auswirken. Gleichzeitig steht zu befürchten, dass der Euro schon auf kurze Sicht mit 1,50 Dollar bewertet werden könnte, nachdem die Gemeinschaftswährung letzte Woche bereits die Barriere von 1,42 Dollar – trotz Griechenland- und Portugalkrise – erfolgreich aus dem Weg geräumt hat. In der Summe mehren sich also die Belastungsfaktoren, so dass es schwer nachvollziehbar ist, wie der Ausblick der Unternehmen in der anlaufenden Berichtssaison mehrheitlich positiv ausfallen soll. Den Anlegern dürften solche trüben Zukunftsvisionen jedenfalls nicht gefallen.

Eckdaten zum 7. April 2011 (alle Angaben ohne Gewähr)
DAX (7. 4., 11.30 h)
7214 Punkte
Dow Jones (6. 4. Schluss)
12.426 Punkte
Gold (Feinunze)
1456,10 Dollar
Tagesgeld 5000 € (Durchschnitt)
1,23%
Festgeld 3 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
1,01%
1,30% (IKB direkt AG)
Festgeld 12 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
1,67%
2,50% (IKB direkt)

*Quelle: www.festgeld.de



AZ 2011, Nr. 15, S. 6

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.