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Wirtschaft
DAX: Endet die griechische Tragödie, beginnt der Weihnachtstraum?
Das weitreichende Maßnahmenpaket der Euro-Länder zur Lösung der Schuldenkrise wurde am Parkett zunächst mit einer Erholungsrallye begrüßt. Der Kursaufschwung bescherte der Wall Street dabei den besten Börsenmonat seit Dezember 1991. Doch die Zweifel blieben. Kritiker wenden ein, dass mit den Beschlüssen nur die Symptome bekämpft würden. Die Detailfragen blieben offen. Das ließ Raum für Überraschungen – wie die Ankündigung einer Volksabstimmung zu den neuen Hilfszusagen durch die Regierung in Athen. Für den DAX bedeutete dies rund 6 Prozent Tagesverlust in einem relativ ungemütlichen Feiertagshandel. Und den EuroStoxx50-Index hat dieser Tag 64 Milliarden Euro an Börsenwert gekostet. Dabei knackt es im europäischen Gebälk ohnehin schon genug. So könnten die politische Handlungsfähigkeit Italiens und der drohende Verlust des "AAA"-Ratings für Frankreich für weitere Unruhe sorgen.
Der Blick auf die Unternehmensberichte fällt ebenfalls ernüchternd aus. Nach Daten von der Nachrichtenagentur Reuters lag von den 118 europäischen Konzernen, die bislang ihre Berichte offengelegt haben, rund die Hälfte unter den Erwartungen der Analysten. Insbesondere beim Ausblick gab es einige Enttäuschungen. Und so ging es auch letzte Woche weiter. Gute Zahlen von BMW und Adidas, lange Gesichter dagegen bei Metro und Beiersdorf. Doch bei allen bestehenden Unsicherheiten über Griechenland, Spanien und Italien zeigte sich das deutsche Aktienbarometer zuletzt erstaunlich stabil.
Bulle & Bär – was bringt die neue Börsenwoche?
Die meisten Analysten sehen nach der Euphorie Ernüchterung am Parkett einkehren. Den großen Worten sollten die Euro-Länder nun Taten folgen lassen, und da trauen viele den Verantwortlichen nicht allzuviel zu. Noch deutlicher werden da die Strategen der US-Bank Wells Fargo. Sie erwarten, dass die Volatilität zurückkehrt – möglicherweise schlimmer als zuvor. Etwas optimistischer klingen dagegen die Experten der DZ-Bank. Sie sehen allein schon durch die eingetretene Beruhigung der Finanzmärkte weiteres Erholungspotenzial für die Märkte. Zum Jahresende vermuten sie den DAX allerdings dennoch nur bei 6200 Punkten – dem schwächeren Wirtschaftswachstum und den anstehenden Sparmaßnahmen sei am Ende Tribut zu zollen.
Unterdessen hatte der DAX mit seinem Kursaufschwung bis auf das Prognoseziel (AZ 43) von knapp über gut 6400 Zählern nahezu eine Punktlandung hingelegt. Die fundamentalen Rahmendaten hatten sich wie vermutet als wenig tauglich erwiesen, die steigenden Kurse zu untermauern. In einem solchen Umfeld orientieren sich die Profis dann eher an der Charttechnik, die dann auf diesem Wege regelmäßig zur sich selbst erfüllenden Prophezeiung wird. Unter "normalen" Umständen müsste man nun davon ausgehen, dass der Stachel der Schuldenkrise so tief sitzt, dass an eine nachhaltige Kurserholung nicht zu denken ist. Doch es wäre nicht das erste Mal, dass eingefleischte Bären um diese Jahreszeit vom Weihnachtsmann überfahren werden. Die Weihnachtsrallye gehorcht keiner Logik. Sie ist eine Mischung aus Sentimentalität und Depotpflege der Profis zum Jahresende hin. Fundamental ließe sich das Ganze sogar durch die verhältnismäßig guten Quartalsberichte absegnen. Das Griechenland-Thema scheinen die Investoren langsam leid zu sein. Interessant auch, dass Gold von der jüngsten Krisenstimmung nicht profitieren konnte. Das Szenario ist zwischenzeitlich so schlecht, dass es langsam schon wieder beginnt, schön zu werden. Mit Unterstützung des Weihnachtsmanns könnten 6500 Punkte im DAX noch in diesem Jahr erreichbar sein. Den Realitätssinn kann man ja auch noch nächstes Jahr walten lassen.
Eckdaten zum 3. November 2011
(alle Angaben ohne Gewähr) | |
DAX (3. 11., 10.40 h) |
5942 Punkte |
Dow Jones
(2. 11., Schluss) |
11.836 Punkte |
Gold (Feinunze) |
1731,50 Dollar |
Tagesgeld 5000 € (Durchschnitt) |
1,80% |
Festgeld 3 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
|
1,31%
2,75%
(NBC-Direkt)
|
Festgeld 12 Monate
(Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
|
1,87%
3,15%
(NBC-Direkt)
|
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