Aus Kammern und Verbänden

Gender in der Medizin

Am 2. März fand in Berlin der Workshop "Gender in der Medizin: ExpertInnen – Medien – Öffentlichkeit" statt. Vertreterinnen und Vertreter aus Medizin, Pharmazie, Gesundheitswirtschaft, Krankenkassen, Politik und Medien in Deutschland und Österreich diskutierten über Aspekte der geschlechterspezifischen Medizin, besonders im Hinblick auf die aktuelle Entwicklung des Gesundheitssystems. Organisatorin war Annegret Hofmann vom "anna-fischer-projekt".

Mit der Gendermedizin in Forschung und Lehre und ihrer praktischen Umsetzung befassten sich drei Übersichtsvorträge.

Prof. Dr. Vera Regitz-Zagrosek, Direktorin des Instituts für Geschlechterforschung in der Medizin (Charité – Universitätsmedizin Berlin), sprach über die Gendermedizin als gesellschaftliche Herausforderung und arbeitete zwei Aspekte heraus: Einerseits erforscht die Gendermedizin das unterschiedliche medizinische Herangehen an weibliche und männliche Patienten. Zum anderen thematisiert sie, dass Frauen ihre beruflichen Möglichkeiten einfordern und nutzen müssen.

Prof. Beate Wimmer-Puchinger, Frauengesundheitsbeauftragte der Stadt Wien, berichtete über das erfolgreiche Wiener Programm für Frauengesundheit.

Es wurde 1998 von allen Parteien gemeinsam beschlossen und stellt eine einzigartige Implementierung von Frauengesundheit in der städtischen Gesundheitspolitik dar.

Silke Oelkers, Abteilungsleiterin Grundsatzfragen und Produktentwicklung in der Barmer GEK, berichtete aus ihrem Unternehmen. Sie führte aus, dass "Gender" in der Unternehmensstruktur fest verankert ist. Den unterschiedlichen Bedürfnissen der Versicherten und der Mitarbeiter wird durch inhaltliche und gestalterische Differenzierung Rechnung getragen.

Im zweiten Teil der Veranstaltung folgten drei Podiumsdiskussionen zu den Themen

  • Erkenntniszuwachs: Gendermedizin und Forschung.
  • Gendermedizin in der Praxis schon angekommen?
  • Gendermedizin macht bessere Medizin für alle möglich?

Zu jedem Thema gaben zuerst vier Experten und Expertinnen eine kurze Einführung, an die sich konstruktive Diskussionen anschlossen. Alle Teilnehmer waren sich schließlich einig, dass eine Netzwerkbildung dringend erforderlich ist, um Patienten und Patientinnen künftig besser informieren zu können. 

Internet


Gender in der Medizin

www.gendermed.info

Das bestätigte auch Dagmar Roth-Behrendt, Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments. Die Europäische Union sorgt mit ihrer Gesetzgebung dafür, dass Patienten und Patientinnen informierte Entscheidungen treffen können.

Auch in der aktuellen Diskussion um eine individualisierte Medizin gewinnen gendermedizinische Betrachtungsweisen an Bedeutung. Die Forschung auf diesem Gebiet und die Umsetzung der Erkenntnisse in die medizinische und pharmazeutische Praxis benötigen allerdings noch mehr gesellschaftliche Akzeptanz.


Prof. Dr. Karen Nieber Vorsitzende des dpv



DAZ 2011, Nr. 11, S. 85

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