Aus der Hochschule

Harald zur Hausen – Pionier der Krebsforschung

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Harald zur Hausen, ehemaliger Direktor des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg (DKFZ), der im Jahr 2008 den Nobelpreis für Medizin erhalten hatte, referierte am 5. Juli in der Aula der Universität Jena über "Infektionen als Krebsursache".
Foto: Sven Adler
Prorektor Prof. Herbert Witte, LAK-Präsident Ronald Schreiber, Prof. Harald zur Hausen und Prof. Thomas Winckler (von links).

Prof. Dr. Thomas Winckler meinte in seinen einleitenden Worten, die Forschungen zur Hausens seien ein gutes Beispiel dafür, wie die pharmazeutische Forschung biomedizinische Erkenntnisse in Wirkstoffe "umsetzen" kann. Die Thüringer Gesundheitsministerin Heike Taubert betonte in ihrem schriftlichen Grußwort; "Die heutige Veranstaltung ist zweifelsohne eine der hochkarätigsten Fortbildungen für Pharmazeuten aller Bereiche Thüringens." Prof. Dr. Herbert Witte, Prorektor für Forschung der Universität Jena, lobte die Pharmazie in Jena für ihre interdisziplinäre Zusammenarbeit.

Krebs durch Impfen verhindern

Harald zur Hausen, der von 1983 bis 2003 Vorsitzender und Wissenschaftliches Mitglied im Stiftungsvorstand des DKFZ war, hat der Vorbeugung und Behandlung von Krebserkrankungen neue Wege gewiesen. Er erforschte, wie humane Papillomaviren (HPV) den Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom), die zweithäufigste Krebserkrankung bei Frauen, auslösen. In den 1980er Jahren hatten seine Mitarbeiter Matthias Dürst und Michael Boshart die Typen HPV-16 und HPV-18 als wichtigste Risikofaktoren bestimmt. Dürst leitet heute den Fachbereich Gynäkologische Molekularbiologie der Universitätsklinik für Frauenheilkunde in Jena und beschäftigt sich auch weiterhin mit dem Gebärmutterhalskrebs.

Ein wichtiger Schritt hin zu dem neuen Konzept, den Krebs durch Impfen zu verhindern, war die Gewinnung größerer Mengen des L1-Proteins von HPV. Auch hierbei war Matthias Dürst, zusammen mit Lutz Gissmann und den US-amerikanischen National Institutes of Health, ein Durchbruch gelungen. Danach ging alles sehr schnell, sagte zur Hausen in seinem Vortrag. Nachdem klinische Studien an ca. 25.000 Probandinnen sehr gute Ergebnisse geliefert hatten, kam 2006 der erste Impfstoff zur Vorbeugung von Gebärmutterhalskrebs auf den Markt, was zu Recht als Meilenstein in der Medizingeschichte bezeichnet werden kann.

Die ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung für Mädchen im Alter von 12 bis 17 Jahren, am besten vor dem Beginn der sexuellen Aktivität. Zurzeit sind zwei Impfstoffe verfügbar. Ihre Wirksamkeit kann aber aufgrund der langen Zeiträume zwischen der Infektion und dem Ausbruch der Krankheit erst in einigen Jahren abschließend beurteilt werden, gab zur Hausen zu bedenken. Zur Hausen betonte, dass die Prävention erfolgreicher wäre, wenn auch Jungen gegen HPV geimpft würden.

Abschließend erinnerte zur Hausen daran, dass Viren auch andere Krebsarten verursachen können, so z. B. Hepatitis-Viren den Leberkrebs. Neueste epidemiologische Studien belegen, dass großflächige Impfungen gegen Hepatitis-B-Viren die Inzidenz für Leberkrebs senken.

Virusinfektionen sind vermutlich auch beim Darmkrebs ursächlich beteiligt.


Franziska Frank



DAZ 2011, Nr. 28, S. 81

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