Prisma

Diskussion um Antidepressiva für Demenzkranke

Demenzpatienten mit einer begleitenden Depression erhalten in der Regel neben der üblichen Fürsorge auch Antidepressiva. Eine aktuelle Studie legt nahe, dass diese Maßnahme bei ihnen überdacht werden sollte. In der Studie bewirkten Sertralin und Mirtazapin bei dieser Patientengruppe statt einer Stimmungsaufhellung nur erhebliche Nebenwirkungen.

Foto: Steigerwald
Als wenig wirksam haben sich in einer Studie Sertralin und Mirtazapin bei Alzheimerpatienten mit begleitender Depression erwiesen.

In neun Zentren in Großbritannien wurde die HTA-SADD-Studie mit insgesamt 325 Patienten durchgeführt. Als Proband galt geeignet, wer eine mutmaßliche Alzheimererkrankung, eine Depression (über die Dauer von vier Wochen) und einen demenzbezogenen Depressionspunktwert oberhalb eines bestimmten Niveaus aufwies. Die Studienteilnehmer wurden in drei Gruppen eingeteilt und erhielten für 13 Wochen entweder Sertralin (Zieldosis: 150 mg), Mirtazapin (45 mg) oder Placebo zusätzlich zu Standardfürsorgemaßnahmen. Primärer Studienendpunkt war die Verringerung der Depression. Er wies nach Ablauf der Studienphase keinen Unterschied zwischen den beiden Verum- und der Placebogruppe auf. Auch im weiteren Beobachtungszeitraum bis zu 39 Wochen änderte sich dies nicht. Die Probanden der Placebogruppe berichteten jedoch im Vergleich zu den beiden Verumgruppen über deutlich weniger Nebenwirkungen. Zudem traten in der Kontrollgruppe weniger unerwünschte Ereignisse auf, die als schwerwiegend eingestuft wurden. Die Autoren folgern: "Die beiden Klassen der Antidepressiva, die mit großer Wahrscheinlichkeit bei Depressionen bei Alzheimererkrankung verschrieben werden, sind hier nicht wirksamer als Placebo". Ärzte sollten den Weg, den sie bei der Behandlung von Alzheimerpatienten mit Depressionen gehen wollen, daher überdenken.


ral


Quelle: Banerjee, S. et al.: Lancet, Online-Vorabpublikation, DOI: 10.1016/S0140-6736(11) 60830-1



DAZ 2011, Nr. 30, S. 8

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