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Steht eine Welle digitaler Betriebsprüfungen bevor?

BERLIN (lk). Bis jetzt sind es nur Gerüchte. Aber das liegt in der Natur der Sache: Deutschlands Apotheken müssen in diesem Jahr mit einer Welle von Steuerprüfungen rechnen. Ins Visier nehmen wollen die Steuerprüfer die Warenwirtschaftssysteme. Dafür steht den Finanzämtern eine neue Software zur Verfügung: IDEA. Mit einem Knopfdruck lässt sich feststellen, ob die Apotheker ihre Arzneimittel korrekt abgerechnet haben.

Die Informationen über vermehrt anstehende Steuerprüfungen speisen sich aus drei Quellen: Nach Informationen des Düsseldorfer Rechtsanwaltes und Steuerberaters Dr. Bernhard Bellinger hat das Bundesfinanzministerium vergangenen Herbst auffallend hohe Nachzahlungen von Apotheken infolge digitaler Betriebsprüfungen registriert. Eine interne Schätzung des Ministeriums habe ergeben, "dass bei Prüfung der Warenwirtschaftssysteme aller Apotheken zusätzliche Einnahmen von rund vier Milliarden Euro zu erzielen" seien, sagte Bellinger gegenüber der DAZ.

Auch der Steuerberatungsgesellschaft Treuhand Hannover GmbH sind bei verschiedenen Gelegenheiten Hinweise auf eine bevorstehende Welle von Steuerprüfungen in Apotheken zu Ohren gekommen. "Ich habe davon gehört", bestätigte Carmen Brünig von der Treuhand Steuerabteilung gegenüber der DAZ. Bereits in den letzten Wochen und Monaten des Jahres 2010 habe es einen deutlichen Anstieg von Steuerprüfungen gegeben. Mit IDEA stehe den Finanzbehörden jetzt eine aktuelle Software zur Verfügung. Damit können die Warenwirtschaftssysteme der Apotheken bis ins Detail ausgelesen werden.

Nach Angaben von Steueranwalt Bellinger sind die Steuerprüfer inzwischen zudem vernetzt und tauschten ihre Erfahrungen bundesweit über eine Intranet-Seite aus. Darin würden bei Prüfungen entdeckte Fehler gelistet, so dass gezielt geprüft werden könne.

Informationen, dass die Steuerprüfungen zunächst in Hessen starten sollen, bestätigte das Hessische Finanzministerium gegenüber der DAZ jedoch nicht. "Davon ist uns nichts bekannt", sagte ein Sprecher. Allerdings: Es werde "gemunkelt", dass sich die Steuerprüfer zunächst in Niedersachsen auf den Weg machten.



DAZ 2011, Nr. 4, S. 32

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