Prisma

Warum Migräne attackenartig auftritt

Bestimmte Hirnbereiche, deren Aktivität bei Migränepatienten im Gegensatz zu Gesunden schwankt, sind offenbar an der Entstehung von Kopfschmerzattacken beteiligt. Das fanden Hamburger Forscher mittels funktioneller Kernspintomografie heraus.

Etwa zehn Millionen Menschen in Deutschland leiden unter Migräne. Die Schmerzen treten attackenartig auf. Warum, haben Hamburger Forscher jetzt untersucht. Foto: MigräneLiga

Hamburger Forscher untersuchten 20 Migränepatienten während der schmerzfreien Phase, zehn Patienten in den letzten drei Tagen vor einer Attacke, 14 Patienten während einer Kopfschmerzattacke sowie gesunde Kontrollprobanden. Allen Versuchsteilnehmern wurden Schmerzreize (Ammoniak) durch die Nase verabreicht, während sie sich einer funktionellen Magnetresonanztomografie (fMRT)-Messung unterzogen. Die fMRT-Messung zeigt an, welche Gehirnbereiche stärker durchblutet und somit aktiv sind. Die Daten zeigten, dass bei gesunden Probanden, verglichen mit den schmerzfreien Migränepatienten, die Aktivität der sogenannten spinalen trigeminalen Kerne signifikant erhöht war. Die Signalstärke in diesem spezifischen Kerngebiet war jedoch von einem zweiten biologischen Wert abhängig: Die Aktivität nahm zur Attacke hin zu und erreichte unmittelbar davor das Maximum. Der Grad der Aktivierung in diesem Areal erlaubt es sogar, die nächste Kopfschmerzattacke vorherzusagen. Das Aktivierungsniveau innerhalb der ersten Stunden fiel nach Beginn einer spontanen und unbehandelten Kopfschmerzattacke wieder auf ein niedriges Ausgangsniveau. Zudem konnten die Forscher erstmals mittels fMRT den in Positronen-Emissions-Tomografie (PET)-Studien beschriebenen spezifischen "Migränegenerator" in der akuten Kopfschmerzattacke zeigen. Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass der Aktivitätsgrad von bestimmten Hirnstammkernen direkt abhängig vom Migränezyklus ist. Zum ersten Mal konnten Forscher beobachten, dass ein oszillierendes System im Bereich des Hirnstamms das attackenartige Auftreten von Kopfschmerzen erklären könnte.


hel


Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V.



DAZ 2011, Nr. 42, S. 8

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