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Das war 2011
Jahresende, Rückblick auf das Jahr, Bilanz ziehen – und sofort drängen sich viele Schlagwörter auf, die uns berufspolitisch Kummer bereiten: Apothekenbetriebsordnung und Apotheke light, Belastungen durch AMNOG, Retaxationen, Ärger mit Rabattverträgen, Pick up. Viele werden dieses Jahr nicht unbedingt als gutes Jahr für die Apotheke in Erinnerung behalten.
Wie ein Blitz aus heiterem Himmel schlug der Entwurf der Apothekenbetriebsordnung ein – vollkommen überraschend und nicht nachvollziehbar: Die Politik will einen Kurs einschlagen, der zur Bildung von Apotheken erster und zweiter Klasse führt. Ohne Not versuchen politische Kräfte die Apothekenlandschaft Deutschlands zu spalten. Oder steckt dahinter sogar System? Sind dies möglicherweise Vorbereitungen dafür, die Apotheken finanziell weiterhin unter Druck zu setzen und ihnen quasi als Entschädigung und "Entgegenkommen" zu erlauben, günstige Kiosk-Apotheken zu eröffnen? Ohne Labor, ohne Nachtdienstverpflichtung, ohne Rezeptur? Da stellen sich viele Fragen, vor allem die: Wie glaubhaft sind politische Aussagen, die das hohe Lied der flächendeckenden Arzneimittelversorgung durch die unverzichtbaren Voll-Apotheken vor Ort singen? Mitte Januar wird der Entwurf in unveränderter Form – trotz zahlreicher Stellungnahmen der ABDA und anderen Verbänden – dem Kabinett vorgelegt werden. Es bleibt die Hoffnung auf den Bundesrat.
Unschön entwickelte sich das Verhältnis zwischen Krankenkassen und Apotheken, keine Spur von Partnerschaft. Stattdessen war von Retax-Terror die Rede: Krankenkassen retaxieren bei kleinsten Formfehlern Rezepte auf Null. Da lag die Vermutung nahe, dass sich Kassen auf Kosten der Apotheker bereichern.
Dann die unsäglichen Rabattverträge: Es reicht nicht, dass Rabattarzneimittel per se in den Apotheken einen größeren Aufwand beim Einkauf und bei der Abgabe an die Patienten verursachen. Es wurde klar, dass Kassen sogar Rabattverträge für Arzneimittel abschließen, die erst drei Monate später in den Handel kommen – zum Nachteil von Apotheken und Patienten. Von "menschenverachtendem Zynismus" war die Rede.
Außerdem: Die Apotheken mussten nicht nur mit den Auswirkungen eines erhöhten Kassenzwangsrabatts fertig werden und so 200 Mio. für die Kassen einsparen, über Rabattkürzungen und Gebühren schröpfte der Großhandel die Apotheken zusätzlich und wälzte seinen Sparbeitrag auf die Apotheken ab. Den Apothekern wurde deutlich gemacht: "Es gibt kein Grundrecht auf Rabatte".
Aber es gibt ein Recht auf Anpassung des Apothekerhonorars, das seit 2004 – trotz Gehaltssteigerungen, trotz Kostensteigerungen, trotz steigender Bürokratie – unverändert geblieben ist. Wer hat hier was versäumt? Haben sich die Apotheker nicht rechtzeitig bemerkbar gemacht? Warum hat die Berufspolitik nicht schon 2006 Alarm geschlagen und nach einer Anpassung gerufen? Oder 2008?
Einen deprimierenden Verlauf nahm das Gerangel um die Pick-up-Stellen. Obwohl sich die schwarz-gelbe Regierung in ihrer Koalitionsvereinbarung die Abschaffung vorgenommen hatte, bewegte sich hier im vergangenen Jahr nichts. Schlecker, dm und andere Dromärkte halten an ihren Pick-up-Stellen fest. Mit dem Ausbau freiverkäuflicher Arzneimittel und dem Wildern in apothekenexklusiven Sortimenten gerieren sie sich in ihrer Werbung wie kleine Apotheken – eine bewusste Verwässerung der Kanäle Apotheke und Drogerie. Am Jahresende bleiben viele Fragen offen.
Wenn schon die wirtschaftliche Seite der Apotheke stark litt, konnten dann wenigstens die pharmazeutischen Bereiche und Ideen der Apotheke gewinnen und zukunftsträchtig vorangetrieben werden? Abgesehen davon, dass auch 2011 ein gutes Fortbildungsjahr war mit unzähligen Seminaren, Kongressen und Vorträgen, so konnte das große Projekt der ABDA, den Apotheker zusammen mit dem Arzt stärker in das Medikationsmanagement einzubinden (ABDA/KBV-Konzept), nur bedingt punkten. Widerstände seitens der Politik und der Ärzte waren zu spüren. Immerhin, es wird einen Modellversuch geben dürfen. Unabhängig davon wird sich auch die DAZ im nächsten Jahr verstärkt des Themas Medikationsmanagement und Klinische Pharmazie annehmen.
Unser Jahresrückblick wird Sie nicht nur an die (Berufs-)Politik erinnern. Wir zeigen Ihnen auch, was sich sonst noch in der Pharmazie getan hat und worüber wir berichtet haben, angefangen bei den neuen Arzneimitteln über Fortbildungsbeiträge bis hin zu zahlreichen Gerichtsurteilen, die für Aufsehen und Diskussionen sorgten. Und wir erinnern an unser Jubiläum "150 Jahre DAZ".
Die DAZ-Redaktion wünscht Ihnen ein frohes und friedliches Weihnachten und viel Erfolg in 2012. Wir werden Ihnen auch im kommenden Jahr mit DAZ, AZ und DAZ.online aktuelle Informationen bieten, Hintergründe und Analysen, Fortbildungsbeiträge und Kommentare.
Peter Ditzel
DAZ 2011, Nr. 51-52, S. 3
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