Gesundheitspolitik

Wolf, Trümper und das Apothekenhonorar

Berlin (diz/ks). Thomas Trümper, Anzag-Chef und Vorsitzender des Bundesverbands des Pharmazeutischen Großhandels (Phagro), ist der Meinung, die ABDA sei zu spät in die Diskussion um höhere Apothekenhonorare eingestiegen. "Man hätte viel früher über eine Anpassung der 8,10 Euro reden müssen", sagte er am 28. Februar auf dem 7. Deutschen Apothekenkongress in München. ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf konterte zwei Tage später und hielt Trümper seinerseits vor, von eigenen Problemen abzulenken.

Auf dem Apothekenkongress erinnerte Trümper daran, dass mit dem GKV-Modernisierungsgesetz 2004 das Apothekerhonorar auf 8,10 Euro festgelegt worden sei. "Und es steht ausdrücklich im Gesetz, dass diese 8,10 Euro den wirtschaftlichen Gegebenheiten angepasst werden können." Es sei aber vonseiten der ABDA erstmals auf dem Apothekertag im vergangenen Jahr der Politik klar gesagt worden, dass man über diese 8,10 Euro reden müsse. Trümper: "Das ist ein Zeitraum von sieben Jahren, in dem man bei einer rasanten wirtschaftlichen Entwicklung an diesen 8,10 Euro nicht gerüttelt hat." Jetzt, in der Vorwahlkampfzeit, sei es äußerst ungünstig, über Honorarveränderungen mit der Politik zu sprechen. "Hier ist die Apothekerschaft nicht in einer komfortablen Lage", so Trümper weiter. Vonseiten des Großhandelsverbandes wolle man aber die Apotheker hier stark unterstützen, dass die Politik ein Einsehen hat, an den 8,10 Euro etwas tun zu müssen. Wichtig sei es in diesem Zusammenhang allerdings, dass man die wirtschaftliche Lage der Apotheken richtig darstelle. Man dürfe hier nicht mit Zahlen einer deutschen Einheitsapotheke kommen; die betriebswirtschaftlichen Ergebnisse seien vielmehr differenziert darzustellen: "Man kann keinen Blumentopf bei der Politik gewinnen, wenn man über eine Einheitsapotheke redet", so Trümper. Die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium, Ulrike Flach (FDP) hatte der ABDA zuvor bereits deutlich gemacht, dass die bislang vorgelegten Daten "nicht die Breite der wirtschaftlichen Lage der Apotheken widerspiegeln".

Wolf: Trümper zündet Nebelkerzen

Zwei Tage später folgte eine Reaktion aus dem Apothekerhaus: "Herr Trümper gefällt sich im Zünden von Nebelkerzen – offenbar mit dem Ziel, von eigenen Problemen abzulenken", ließ Wolf verlauten. Er betonte, dass die Honorierung nicht erst seit dem letzten Apothekertag ein Schwerpunkt der ABDA sei. "Wir sind mit der Bundesregierung seit geraumer Zeit in sehr konstruktiven Gesprächen – das weiß Herr Trümper auch", so Wolf. Vorwürfe will sich der ABDA-Präsident nicht machen lassen, vor allem nicht von einem Vertreter der Grossisten. Schließlich mache der Großhandel durch sein Verhalten den Apothekern in Deutschland das Leben schwer – und dann erkläre er anschließend deren Berufsvertretung, was sie besser hätte machen sollen. Wolf: "Ein sehr durchsichtiges Manöver. Vor diesem Hintergrund klingt Herrn Trümpers Angebot, man wolle die Apotheken in der Frage der Honorierung stark unterstützen, wie eine Drohung."



AZ 2012, Nr. 10, S. 1

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