Arzneimittel und Therapie

Cushing-Syndrom weist auf erhöhtes kardiovaskuläres Risiko

Kardiovaskuläre Ereignisse unter Glucocorticoiden

Das exogene (iatrogene) Cushing-Syndrom kann nach regelmäßiger, systemischer Gabe von adrenocorticotropem Hormon oder Corticoiden im Rahmen der Therapie von Autoimmunerkrankungen oder Allergien auftreten. Britische Wissenschaftler haben jetzt in einer Kohortenstudie ein deutlich erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse wie Herzinfarkt, Herzinsuffizienz oder Schlaganfall für Patienten aufgezeigt, die während einer systemischen Therapie mit Glucocorticoiden ein iatrogenes Cushing-Syndrom entwickelten.

Patienten, die unter einer Glucocorticoid-Therapie ein Cushing-Syndrom entwickeln, haben ein deutlich höheres kardiovaskuläres Risiko. Foto: psdesign1 – Fotolia.com

Das endogene Cushing-Syndrom ist die Folge einer überhöhten Bildung von Glucocorticoiden, insbesondere Cortisol. Der erhöhte Cortisol-Spiegel wird zumeist durch einen Hypophysentumor verursacht, verbunden mit einer erhöhten Produktion von adrenocorticotropem Hormon (ACTH) und konsekutiv vermehrter Freisetzung von Corticoiden aus der Nebennierenrinde. Ein frühes Zeichen der Erkrankung ist die Gewichtszunahme, insbesondere am Körperstamm. Auch kommt es zum Auftreten von Hamsterbäckchen und gelegentlich eines „Vollmondgesichtes“. Arme und Beine bleiben dabei typischerweise schlank.

Achtung bei Patienten mit iatrogenem Cushing-Syndrom

Viel häufiger ist das exogene Cushing-Syndrom, das nach regelmäßiger, systemischer Gabe von ACTH oder Corticoiden im Rahmen der Therapie verschiedener Erkrankungen wie Autoimmunerkrankungen oder Allergien auftreten kann. Viele dieser Patienten entwickeln schwere Stoffwechselstörungen mit hohem Blutdruck, hohen Blutzucker- und Triglyceridwerten sowie niedrigen HDL-Cholesterin-Werten. Alle Werte gelten als kardiovaskuläre Risikofaktoren.

Britische Wissenschaftler vom University College in London haben jetzt in einer Kohortenstudie die Daten von nahezu 550 Patienten ausgewertet, die eine systemische Glucocorticoid-Therapie erhielten und anschließend ein exogenes Cushing-Syndrom entwickelten. Zum Vergleich wurde eine Gruppe mit über 3200 Probanden herangezogen, die unter einer Glucocorticoid-Therapie kein Cushing-Syndrom entwickelten. Eine dritte Gruppe mit fast 3300 Patienten schließlich erhielt keine systemische Therapie mit Glucocorticoiden.

Cushing-Symptome: Hinweis auf kardiovaskuläre Risiken

Bei den Patienten mit einem iatrogenen Cushing-Syndrom kam es dreimal häufiger zu kardiovaskulären Ereignissen wie Herzinfarkt, Herzinsuffizienz oder Schlaganfall als bei den Patienten in der Vergleichsgruppe, die unter der Therapie mit Glucocorticoiden kein Cushing-Syndrom entwickelten. Im Vergleich zur Gruppe von Patienten, die überhaupt nicht mit Glucocorticoiden behandelt worden waren, war das Risiko sogar vierfach höher. Daher sollten die typischen Cushing-Symptome bei den Patienten unter einer Glucocorticoid-Therapie nicht nur als unerwünschte Wirkung der Glucocorticoide angesehen werden, sondern als ein Hinweis auf mögliche kardiovaskuläre Folgekrankheiten verstanden werden. Nach Ansicht der Autoren sollten diese Patienten regelmäßig auf mögliche kardiovaskuläre Ereignisse hin untersucht werden!


Quelle

Fardet, L.; et al.: Risk of cardiovascular events in people prescribed glucocorticoids with iatrogenic Cushing‘s syndrome: cohort study. Br Med J (2012) 345: e4928 vom 30. Juli 2012.


Dr. Hans-Peter Hanssen



DAZ 2012, Nr. 32, S. 32

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