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Ein grobmaschiges Netz

Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr sprach am 19. Januar in Kiel über das Versorgungsstrukturgesetz. Foto: Joachimsthaler

Etwas irritierend, ja irreführend erschien das Motto des Kongresses am 18. und 19. Januar in Kiel: Unter dem Titel "Vernetzte Gesundheit" würde man – jedenfalls aus pharmazeutisch geprägter Sicht – die Netzwerke aller Gesundheitsberufe verstehen. In Kiel wurde aber ausschließlich auf Ärzte und Pflegekräfte fokussiert. Apotheken und die darin Beschäftigten kamen ebenso wenig vor wie das ABDA-KBV-Modell, obwohl das Versorgungsstrukturgesetz recht häufig zitiert wurde.

Trotzdem lassen sich zentrale Forderungen und Aussagen aus dem Kongress auf den Apothekenbereich übertragen.

Punkt 1: Der Fachkräftemangel ist "hausgemacht" und rührt nicht primär von einer zu geringen Zahl an Studienabsolventen her. Vielmehr suchen sich viele Mediziner wie auch Apotheker Arbeit außerhalb ihres originären Arbeitsbereiches, weil sie die Arbeitsbedingungen nicht als attraktiv ansehen. Dabei haben es die Inhaber von Landarztpraxen und Landapotheken besonders schwer, Nachfolger zu finden, denn der heutige berufliche Nachwuchs stellt andere Anforderungen an sein Umfeld als früher (Stichworte: Arbeitsplatz für Partner/in, Kinderbetreuung, kulturelle Angebote, familienfreundliche Arbeitsbedingungen, attraktive Gehälter etc.).

Punkt 2: Die duale Ausbildung ist nach wie vor ein Erfolgsmodell, und die Forderung aus der EU nach einer 12-jährigen Schulzeit als Ausgangsvoraussetzung für die Ausbildung in Pflege- und anderen Gesundheitsberufen geht sowohl am qualitativen wie am quantitativen Bedarf vorbei. Allerdings müssen die Ausbildungsgänge nach oben durchlässig gestaltet werden. Dies ist eine Forderung, die auch ADEXA bei der Novellierung der PTA-Ausbildung gestellt hat (> Möglichkeit zur Erlangung der Fachhochschulreife).

Fazit: Ohne attraktive Arbeitsbedingungen und flexible Ausbildungsgänge, die allen Jugendlichen Chancen im Gesundheitsbereich eröffnen – vom Hauptschüler bis zum 1,0-Abiturienten – , können wir weder die Möglichkeiten ausschöpfen, die der Zukunftsmarkt Gesundheit bietet, noch den wachsenden Bedarf an Gesundheitsdienstleistungen einer alternden Gesellschaft decken. Wenn ab 2025 schon jeder vierte bis fünfte Schulabgänger für den Pflegebereich gebraucht wird, müssen die öffentlichen Apotheken jetzt (!) aktiv werden, um ausreichend beruflichen Nachwuchs zu rekrutieren.


Dr. Sigrid Joachimsthaler



DAZ 2012, Nr. 4, S. 98

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