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Gespräche laufen wieder

ABDA-KBV-Modell wiederbelebt – Private Kassen setzen auf Arzneimittel-Check ohne Apotheker

BERLIN (ks). Die Gespräche zwischen Ärzten, Apothekern und der AOK Plus zum ABDA-KBV-Modell sind wieder in Gang gekommen. Am 30. November traf man sich, um über ein Eckpunktepapier zu beraten. Was die Inhalte des Gesprächs betrifft, gibt man sich bedeckt. "Wir sind auf einem guten Weg", erklärte die Vorsitzende des Sächsischen Apothekervereins, Monika Koch, knapp. Derweil laufen Arzneimittel-Checks unter Ausschluss von Pharmazeuten und gesetzlichen Kassen offenbar bestens – dies melden jedenfalls die privaten Krankenversicherer AXA und Gothaer und die Hausärztliche Vertragsgemeinschaft.

Der Honorarstreit zwischen Ärzten und gesetzlichen Krankenkassen hatte die Gespräche zum ABDA-KBV-Konzept in Sachsen und Thüringen Ende des Sommers ins Stocken gebracht. Die zunächst für die letzte Septemberwoche geplanten Termine waren kurzfristig abgesagt worden. Doch nun soll es weitergehen. In einem Eckpunktepapier sollen die Aufgabenverteilung zwischen den Beteiligten besiegelt und die Kostenfragen für die Umsetzung geregelt werden. Mitte 2013 soll das Modellprojekt starten – fraglich ist, ob der Termin gehalten werden kann.

Während beim ABDA-KBV-Konzept also weiterhin Geduld gefragt ist, freut sich ein erklärter Gegner dieses Modells: Der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes Ulrich Weigeldt. Die Hausärzte haben bereits im Juli 2011 mit der AXA und der Gothaer ein Pilotprojekt in Nordrhein gestartet, dessen Kernstück ein Arzneimittel-Check durch die Hausärzte ist. Seit September 2012 läuft die Kooperation bundesweit – und die Ärzte zeigen großes Interesse, mehr für ihre Privatpatienten zu tun. Mehr als 2500 Hausärzte haben sich in den letzten drei Monaten neu in das Programm eingeschrieben. "Ein schöner Erfolg", findet Weigeldt. Er ist überzeugt: Mit dem Arzneimittel-Check werde die Versorgung der PKV-Versicherten bundesweit verbessert. "Denn es ist der Hausarzt, der das soziale, familiäre und berufliche Umfeld seiner Patienten kennt und daher manche Situation in einer Krankheitsphase besser beurteilen kann", sagte er im gemeinsamen Pressestatement der Kooperationspartner. Man mag sich fragen: Besser als wer?

Für die Vollversicherten der Gothaer und der AXA ist die Teilnahme an dem Programm kostenfrei. Angesprochen sind besonders Menschen über 65 Jahre, die dauerhaft mehrere verschreibungspflichtige Arzneimittel einnehmen. Für sie soll der Hausarzt die Gesamtmedikation optimieren und so Nebenwirkungen oder andere Komplikationen vermeiden. Der Arzneimittel-Check gelte als Bestandteil der Gebührenordnung für Ärzte und werde von AXA und Gothaer in der Krankenvollversicherung im Tarifumfang erstattet, heißt es. Konkret sind es rund 110 Euro, die der Arzt für seine Arzneimittelberatung pro Patient jährlich zusätzlich bekommt.



DAZ 2012, Nr. 49, S. 22

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