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Gesundheitspolitik
Grippe-Impfstoffe: Neue Erregerstämme verzögern Produktion
Bei Abbott ist schon seit Längerem klar: Die beiden für die aktuelle Impfsaison von der Weltgesundheitsorganisation neu ausgegebenen Stämme bereiten Probleme. Sie wachsen bei dem Impfstoffhersteller nicht so an, wie gewünscht – die Produktion läuft langsamer (siehe auch AZ 2013, Nr. 33/34, S. 8). Das hat nicht nur für Abbott selbst Folgen, sondern auch für Ratiopharm und Stada, die ihre Grippeimpfstoffe von Abbott erhalten.
Andere Hersteller haben mit dem Anwachsen keine größeren Probleme – das erklären etwa GlaxoSmithKline (GSK), Sanofi Pasteur MSD, Novartis und bioCLS. Sie sehen sich für die anstehende Impfsaison gerüstet. GSK und Sanofi Pasteur sehen auch keine Gefahr für ihre Rabattverträge. Sie würden pünktlich und in der vereinbarten Menge erfüllt, erklärte eine Sprecherin von Sanofi-Pasteur.
Ganz früh kommen die Impfstoffe in diesem Jahr allerdings nicht. Die aktuellen Stammanpassungen werden die ersten Hersteller wohl erst ab Mitte September dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) zur Genehmigung vorlegen können. Von Novartis heißt es, Begripal® und Fluad® könnten ab Ende September geliefert werden, Optaflu® ab Mitte Oktober. Noch hat das PEI für die kommende Saison jedenfalls keinen Grippeimpfstoff freigegeben. Dass es dieses Jahr etwas später werde, liege daran, dass die Testreagenzien für die Impfstoffe erst spät kamen, erklärte Stefan Neudörfer, Geschäftsführer von bioCSL gegenüber der AZ. Ein Umstand, der alle Impfstoffhersteller gleichermaßen treffe. Wie eine PEI-Sprecherin erläuterte, benötigt das PEI Referenzmaterialien, um die Testsysteme auf die neuen Virussubtypen eichen zu können. Diese kommen für Europa aus einem britischen WHO-Labor. Die Referenzmaterialien würden für die verschiedenen Produkte nach und nach produziert – doch noch sei man im üblichen zeitlichen Rahmen. Beim PEI ist man angesichts der gegenwärtigen Verzögerungen noch nicht beunruhigt. Es sei nicht verwunderlich, dass es zu zeitlichen Verschiebungen komme, wenn es zwei neue Erregerstämme gibt. Die STIKO empfehle die Grippeimpfung für Oktober/November. Wenn im September die Chargen der Hersteller vorliegen, gehe die Freigabe schnell, so die Sprecherin. Die Impfstoffe könnten dann genau zur richtigen Zeit verfügbar sein.
Bei Abbott ist man trotz der Produktionsschwierigkeiten zuversichtlich, die bestehenden Rabattverträge der anstehenden Saison erfüllen zu können. In Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt hat das Unternehmen Verträge mit den gesetzlichen Kassen. Mit im Boot ist jeweils auch noch ein weiterer Anbieter. Auch wenn man sich bei Abbott hierzu nicht äußert – das Nachsehen werden wohl Ratiopharm und Stada haben, die ihre Vakzine von Abbott beziehen. Die Firma Ratiopharm, die – neben GSK – mit den niedersächsischen Krankenkassen einen Rabattvertrag geschlossen hat, hat nach Informationen der AZ bereits Kontakt zu Mitbewerbern aufgenommen, um für die absehbaren Engpässe Abhilfe zu schaffen. Und es wird Hilfe geben. So erklärte Neudörfer gegenüber der AZ, CSL werde eine Million zusätzlicher Impfdosen auf den Markt bringen, um Lieferengpässe zu vermeiden. Vorgesehen seien diese aber vor allem für die Regionen Hessen, den Nordosten Deutschlands, Rheinland-Pfalz und das Saarland. Denn hier gibt es keine Rabattverträge mit den Krankenkassen. Stattdessen haben Apotheken die Versorgung zum Festpreis versprochen. Natürlich sind auch sie auf lieferfähige Hersteller angewiesen.
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