Prisma

Wachstumsfaktor sorgt für Rechts- oder Linksgewinde

(cae). Schneckenhäuser sind rund, aber ansonsten recht verschieden. Für den spiraligen Bau, wie er von der Weinbergschnecke bekannt ist, zeichnet der Wachstumsfaktor Decapentaplegic (Dpp) verantwortlich.

Dpp gehört zu der großen Gruppe der transformierenden Wachstumsfaktoren (TGF) und ist zuerst an der Fruchtfliege Drosophila melanogaster erforscht worden. Es ist z. B. an bestimmten Stellen des Rückens aktiv und veranlasst, dass dem Insekt dort Flügel wachsen. Wenn in einer gentechnisch veränderten Fruchtfliege das Dpp vollständig fehlt, fehlen dem Insekt 15 Merkmale – daher die Bezeichnung Decapentaplegic. Bei Mollusken (Weichtieren) ist Dpp in den Kalkdrüsen enthalten, die für die erste Phase beim Bau von Schalen und Häusern verantwortlich sind, mit denen sich Muscheln und Schnecken gegen ihre Feinde schützen.

Nun hat ein Team von japanischen Entwicklungsbiologen entdeckt, dass Dpp auch die Vermehrung der Mantelzellen steuert, die Kalk ausscheiden und auf diese Weise den Bau der Schalen und Häuser vollenden. Ein symmetrisches Schneckenhaus entsteht, wenn sich die Mantelzellen auf dem Rücken der Schnecke gleichmäßig vermehren, was wiederum auf einer gleichmäßigen Konzentration von Dpp beruht. Wenn es jedoch einen Konzentrationsgradienten von Dpp und eine auf beiden Seiten unterschiedlich schnelle Proliferation gibt, entsteht ein spiraliges Gebilde. Innerhalb einer Spezies herrscht dabei meistens ein Rechts- oder ein Linksgewinde vor, sodass es als Artmerkmal gilt (Ausnahmen bestätigen dann die Regel).

Da die asymmetrische Verteilung von Dpp durch genetische Mutationen leicht entsteht und auch wieder verloren geht, sind spiralige Schneckenhäuser kein konstantes Merkmal im Laufe der Evolution.


Quelle: Shimizu K, et al. Left-right asymmetric expression of dpp in the mantle of gastropods correlates with asymmetric shell coiling. EvoDevo, Epub 28. 05. 2013.

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