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- DAZ 28/2013
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Guter Wille ist zu wenig
Prävention ist die große Zukunftsstrategie schlechthin: Sollte es gelingen, durch geeignete Maßnahmen die Entstehung von Krankheiten zu vermeiden, würde die Gesellschaft medizinisch, aber auch ökonomisch profitieren. In diesem Kontext ist das neue Präventionsgesetz zu betrachten: Ab 2014 sollen Krankenkassen jährlich rund 500 Millionen Euro für entsprechende Leistungen ausgeben – derzeit sind es 205 Millionen Euro.
Tropfen auf den heißen Stein
Große Zahlen beeindrucken immer – auf den ersten Blick. Durch die Zahl an Versicherten dividiert, bleiben pro Person gerade einmal sieben Euro, wobei ein Euro an die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) geht. In der Vergangenheit gab es deshalb schon massive Kritik: Laut Martina Bunge von der Linken entspricht die Lebenserwartung von Menschen mit niedrigem Sozialstatus in Deutschland derjenigen in Entwicklungsländern. Rolf Rosenbrock vom Paritätischen Wohlfahrtsverband sagte, das Gesetz lasse gewachsene Strukturen außer Acht und entspreche in keiner Weise den gesamtgesellschaftlichen Notwendigkeiten und Möglichkeiten. Er hält den Ansatz bei sozial benachteiligten Menschen für "völlig unplausibel". Zum Hintergrund: Bürger, die bislang keine Angebote gesetzlicher Krankenkassen genutzt haben, bleiben außen vor – Präventionsleistungen kommen nicht bis in ihre Lebenswelten.
Die Opposition setzt auf Zeit
Trotz aller Kontroversen ist das politische Interesse am Thema derzeit eher gering. Erst am 20. September soll sich der Bundesrat äußern – genau zwei Tage vor der Bundestagswahl. Zwar können Ländervertreter das umstrittene Gesetz nicht stoppen, aber zumindest an den Vermittlungsausschuss verweisen.
Ein guter Ansatz wäre gewesen, Apotheken als niederschwellige Institution mit einzubeziehen: Das nötige Know-how ist vorhanden, und jeder Euro wäre gut angelegt. Mit dem neuen Präventionsgesetz hat Schwarz-Gelb jedoch eine Chance vertan, die Ausgaben der GKV durch Prävention zu verringern, etwa bei multimorbiden Patienten mit Polymedikation.
Michael van den Heuvel
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