Arzneimittel und Therapie

ASS gegen Krebs?

Metaanalyse gibt neue Hoffnung

Acetylsalicylsäure (ASS) wird zur Sekundärprophylaxe eines erneuten Schlaganfalls oder Herzinfarkts eingesetzt. Ein Nachteil ist dabei das vermehrte Auftreten von Blutungen. Neueste Daten weisen nun darauf hin, dass ASS die Mortalität dennoch deutlich senken könnte, und zwar durch eine tumorpräventive Wirkung.

Die tägliche Einnahme von Acetylsalicylsäure kann die Inzidenz kardiovaskulärer Ereignisse um rund 12% senken. Dieser positive Effekt geht allerdings mit einem erhöhten Blutungsrisiko einher, sodass das allgemeine Nutzen-Risiko-Verhältnis relativiert wird und insgesamt keine signifikante Reduktion kardiovaskulärer Todesfälle festgestellt werden kann. Ein aktueller Review weist nun darauf hin, dass ASS durch eine verminderte Zahl von Todesfällen durch Krebserkrankungen eine bedeutende Rolle in der Senkung der Mortalität spielen könnte. Es wurden alle vorliegenden Daten evaluiert und die Vor- und Nachteile der prophylaktischen Einnahme von ASS gegenübergestellt. Dabei wurden aktuelle Daten aus systematischen Reviews über den Effekt von ASS auf die Inzidenz und Mortalität unterschiedlicher Krebsarten sowie auf kardiovaskuläre Ereignisse ausgewertet. Daten über schädliche Effekte von ASS wie gastrointestinale Blutungen oder peptische Ulcera wurden mittels einer systematischen Medline-Recherche gewonnen.

Langfristige Einnahme wichtig

Die Analyse zeigte, dass die tumorpräventive Wirkung von Acetylsalicylsäure erst nach einer Einnahme von mindestens drei Jahren auftritt. Besonders wirkungsvoll scheint die Einnahme von ASS dabei gegen Kolorektal-, Speiseröhren- und Magenkrebs zu sein. Es gibt Hinweise darauf, dass der präventive Effekt teilweise auch einige Jahre nach Absetzen der langfristigen ASS-Einnahme anhält. Hinsichtlich der Dosierung konnte kein Unterschied zwischen niedrig dosiertem ASS (75 mg bis 100 mg täglich) und Standarddosierung (300 mg bis 325 mg täglich) festgestellt werden. Höhere Dosierungen scheinen keinen zusätzlichen Nutzen zu bringen, sondern gehen eher mit einem erhöhten Risiko einher. Die wichtigste unerwünschte Wirkung von Acetylsalicylsäure stellt bekanntlich die erhöhte Blutungsneigung dar, wobei Risiko und Mortalität mit dem Alter zunehmen. Die Autoren leiten aus den erhobenen Daten ab, dass 50- bis 65-jährige Personen bei zehnjähriger ASS-Einnahme ein um 7% (Frauen) bzw. 9% (Männer) geringeres Risiko haben, innerhalb von 15 Jahren an Krebs, Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erkranken. Insgesamt könne das Risiko von damit assoziierten Todesfällen um 4% innerhalb eines 20-Jahres-Zeitraumes gesenkt werden.

Vorläufige Empfehlung

Insgesamt scheint die prophylaktische Einnahme von 75 bis 325 mg ASS pro Tag über einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren eine präventive Wirkung zu haben, wobei eine längere Einnahme empfehlenswert ist. Weitere Untersuchungen sind notwendig, um die optimale Dosis und Einnahmedauer festzulegen und Personen mit erhöhtem Blutungsrisiko vorzeitig zu identifizieren. 

Quelle

Cuzick J et al. Estimates of benefits and harms of prophylactic use of Acetylsalicylsäure in the general population. Annals of Oncology 00: 1-10, 2014. Doi:10.1093/annonc/mdu225

 

Apothekerin Dr. Birgit Benedek

 

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