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- DAZ 34/2014
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Die Seite 3
Gier oder rationales Kalkül?
Die Preise für neue Arzneimittel gegen Hepatitis C erhitzen die Gemüter. Die Stimmungslage reicht von stereotyper Kritik an der „gierigen“ Pharmaindustrie bis zur ehrlichen Sorge, eine Innovation bei einer häufigen Indikation könnte das Gesundheitssystem aus den Angeln heben. In dieser aufgeladenen Atmosphäre hilft ein nüchterner Blick auf die Zahlen, wie ihn Dr. Reinhard Herzog auf Seite 42 in dieser DAZ präsentiert. Der Kostenvergleich mit Leberzellkarzinomen oder Transplantationen relativiert manche Betrachtung, wobei der letztlich entscheidende Gesundheitsgewinn für den Patienten noch gar nicht berücksichtigt ist. Doch jede Bewertung hängt davon ab, wie erfolgreich die Therapie langfristig wirklich ist und wie wahrscheinlich anderenfalls ein belastender Krankheitsverlauf ist. So ist kaum kalkulierbar, wie viele Patienten ein neues Produkt jemals erhalten werden. Überdies ist die Therapie der Hepatitis C gewaltig in Bewegung und weitere Neueinführungen zeichnen sich ab. Daher lassen sich weder Absatzzahlen noch Preise über Jahre vorhersehen und es erscheint zumindest rational, wenn Hersteller den Einstiegspreis für Innovationen „vorsichtshalber“ sehr hoch ansetzen. So kann ein hoher Preis auch ein Zeichen dafür sein, dass der Hersteller bald mit Konkurrenz rechnet. Überdies lädt in Deutschland die schwer vorhersehbare Preisbildung ab dem 13. Monat nach Markteinführung dazu ein, im ersten Jahr einen großen Teil des kalkulierten Ertrags einzubringen. Doch diese Regel ist als Innovationsanreiz gewollt und sollte daher nicht populistischen Forderungen geopfert werden.
Kurzfristig unlösbar bleibt das Problem der Unsicherheit über den langfristigen Verlauf nach der Behandlung. Möglich wäre dagegen ein rationalerer Umgang mit den vorhandenen Informationen durch den Einsatz international anerkannter pharmakoökonomischer Verfahren, die den gesundheitlichen Erfolg bewerten. Bisher werden solche Analysen in Deutschland gemieden, weil die Erstattungsfähigkeit nicht von einem Höchstpreis für Gesundheit abhängig gemacht werden soll. Doch sie könnten die Bewertung transparent machen und deutlicher als die bisherigen Instrumente zeigen, welche Preise den üblichen Rahmen sprengen. Die neuen Arzneimittel gegen Hepatitis C könnten dabei – wenn sie eine echte Heilung bringen – besser abschneiden als manche andere moderne Therapie mit geringerem Patientennutzen.
Obwohl diese Diskussion die gesundheitspolitische Szene bewegt, hat sich die ABDA dazu noch nicht positioniert, ebenso wenig wie zu manchen anderen Themen rund um die Arzneimittelversorgung. Warum die ABDA eher eine Politik der leisen Töne macht, war eine der vielen Fragen beim DAZ-Interview mit ABDA-Präsident Friedemann Schmidt. Dazu erklärte Schmidt, er äußere sich nicht zu öffentlichkeitswirksamen Themen, nur um zu demonstrieren, dass die Apotheker eine Position dazu haben. Das ganze Interview finden Sie auf Seite 19.
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