Arzneimittel und Therapie

Vernachlässigte Männer

Osteoporose wird zu oft übersehen

(du) | Osteoporose gilt als typische Frauenkrankheit. Dass jedoch auch Männer an einer Osteoporose leiden, wird häufig gar nicht oder zu spät erkannt. Das zeigt unter anderem eine in den USA durchgeführte Analyse von 120.000 Patienten. Nur bei 10% aller Männer mit einer Anfälligkeit für Knochenbrüche wurde eine Knochendichtemessung mittels DXA durchgeführt. Männer, die eine distale Radiusfraktur erlitten hatten, wurden noch seltener mittels DXA untersucht: Hier waren es nur 4,3%. Dabei ist eine distale Radiusfraktur ein wichtiges Indiz für einen Knochenabbau und Frühzeichen einer beginnenden Osteoporose. Und je früher eine Osteoporose diagnostiziert wird, umso größer sind die Chancen, den Knochenabbau zu verlangsamen. Eine weitere Studie belegt das Dilemma. Hier wurden die Daten von über 50-jährigen Männern (n = 59) und Frauen (n = 344) analysiert, die in einer Einrichtung wegen einer distalen Radiusfraktur behandelt wurden. Bei 53% der Frauen, aber nur bei 18% der Männer wurde eine DXA-Messung vorgenommen. Von den mit DXA untersuchten Patienten wurde bei der Hälfte der Männer (9/18) und bei ca. ein Drittel der Frauen (56/184) eine Osteoporose diagnostiziert. Das werten die Autoren als Indiz dafür, dass Osteoporose bei Männern oft unerkannt bleibt. Kritisiert wird, dass bei Männern mit einer distalen Radiusfraktur zu selten die Knochendichte bestimmt wird, eine beginnende Osteoporose nicht erkannt und damit den Männern Prophylaxe- und Therapiemöglichkeiten wie die Gabe von Calcium, Vitamin D und Bisphosphonaten vorenthalten würden. Die Autoren sprechen von einer verpassten Chance. 

Quelle

Carl M. Harper, MD; Shannon K. Fitzpatrick, MD; David Zurakowski, PhD; Tamara D. Rozental, MD: Distal Radial Fractures in Older Men - A Missed Opportunity? J Bone Joint Surg Am, 2014 Nov 05;96(21):1820-1827. 

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