- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 20/2015
- Schlafraubende ...
Arzneimittel und Therapie
Schlafraubende Schichtarbeit
Herausforderung für einen gesunden Schlaf
In den USA arbeiten 29% der Erwerbstätigen im Schichtbetrieb. In Deutschland dürfte die Rate ähnlich hoch sein. Schichtarbeit ist mit verminderter Schlafdauer, beeinträchtigter Schlafqualität und reduzierter Aufmerksamkeit während der Nachtarbeit verbunden. Oft werden Arzneimittel eingenommen, um den unangenehmen Nebeneffekten der Schichtarbeit entgegenzuwirken. Ein aktueller Review fasst die klinischen Daten der derzeit verfügbaren Therapieoptionen zusammen:
- Melatonin kann die Dauer des Tagesschlafs um durchschnittlich 24 Minuten verlängern. Die Zeitdauer, die zum Einschlafen benötigt wird, kann durch Melatonin allerdings nicht verkürzt werden.
- Zopiclon kann den Tagesschlaf bei Schichtarbeitern nicht positiv beeinflussen.
- Die zentral wirkenden Sympathomimetika Armodafinil und Modafinil können die Aufmerksamkeit erhöhen und die Schläfrigkeit vermindern, sind aber mit Nebenwirkungen wie Kopfschmerz und Übelkeit verbunden. In Einzelfällen trat unter Einnahme von Modafinil Stevens-Johnson-Syndrom auf.
Insgesamt stellten die Autoren fest, dass die klinische Datenlage eher schwach ist und für die Zukunft mehr qualitativ hochwertige Studien mit längerem Follow-up wünschenswert wären.
Während die amerikanische Fachgesellschaft den Einsatz von Melatonin, Hypnotika und Modafinil bei Schichtarbeitern in ihrer Leitlinie empfiehlt, hat die europäische Zulassungsbehörde EMA die Zulassung von Modafinil (Vigil®) für die Indikation Schlafstörungen unter Schichtarbeit untersagt, da der eher schwache Nutzen potenziell schwerwiegenden Nebenwirkungen (Stevens-Johnson-Syndrom) entgegensteht. Modafinil ist daher in Europa nurmehr für die Indikation Narkolepsie zugelassen. |
Quelle
Liira J et al. Pharmacological Interventions for Sleepiness and Sleep Disturbances Caused by Shift Work. JAMA 2015;313(9):961-962
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.