Arzneimittel und Therapie

Die HPV-Impfung ist sicher

Kein erhöhtes MS-Risiko

Die Impfung gegen das humane ­Papillomvirus (HPV) steht im Verdacht, die Entstehung demyelinisierender Krankheiten zu fördern. In einer Kohortenstudie konnte nun gezeigt werden, dass das Risiko entzündlicher Nervenerkrankungen wie multipler Sklerose durch die Anwendung von tetravalenten HPV-Vakzinen nicht erhöht ist.

Die Ständige Impfkommission hat 2007 die generelle HPV-Impfung für alle Mädchen im Alter von zwölf bis 17 Jahren empfohlen und 2014 das empfohlene Impfalter auf neun Jahre herabgesetzt, um die Möglichkeit eines späteren Zervixkarzinoms zu reduzieren. Bereits mehrfach wurde eine Neubewertung der HPV-Impfung gefordert, da das Auftreten von Entmarkungskrankheiten des ZNS im zeitlichen Zusammenhang mit der Vakzinierung vermutet wird [1]. Ob die Pathogenese von multipler Sklerose und anderer demyelinisierender Erkrankungen tatsächlich mit der Applikation tetravalenter HPV-Impfstoffe assoziiert ist, wurde nun in einer Kohortenstudie untersucht [2]. Es wurden die Daten von 3.978.271 dänischen und schwedischen Mädchen und Frauen zwischen zehn und 44 Jahren aus nationalen Registern evaluiert. Diese enthielten Informationen zum persönlichen Impfstatus sowie zu diagnostizierten Entmarkungskrankheiten des ZNS. Hierbei wurde das Auftreten einer multiplen Sklerose (MS) bzw. anderer demyelinisierender Erkrankungen innerhalb von zwei Jahren nach Vakzinierung als primärer Endpunkt definiert. Etwa 800.000 Personen erhielten von 2006 bis 2013 eine tetra­valente HPV-Impfung (Gardasil®). Insgesamt wurden 73 Fälle von MS und 90 Fälle anderer demyelinisierender Erkrankungen registriert, wobei kein Zusammenhang mit der Anwendung von tetravalenten HPV-Vakzinen bestand. Auch Subanalysen bezüglich Alter, Nationalität bzw. dem zeitlichen Abstand zur HPV-Impfung ergaben keine statistisch signifikante Risiko­erhöhung gegenüber nichtgeimpften Frauen und Mädchen.

Da die Inzidenz demyelinisierender Erkrankungen recht gering ist, scheiterten kontrollierte klinische Studien oft daran, eine evidente Beurteilung des Risikos der HPV-Vakzinierung abzugeben. Hier liegt die Stärke der Kohortenstudie, die ihre Daten aus sorgfältig gepflegten Datenbanken mit einer großen Anzahl an registrierten Personen entnahm. Jedoch fehlen hier individuelle ethnische und sozioökonomische Informationen zu den Probanden sowie Angaben zur Familienhistorie, welche als bekannte Störfaktoren gelten und die Aussagekraft der Studie limitieren. Gleichwohl erweitert diese Studie die Evidenzlage zum Sicherheitsprofil der tetravalenten HPV-Impfung und dehnt diese nun auch auf das Risiko von multipler Sklerose und anderer Entmarkungskrankheiten des ZNS aus. |

Quelle

[1] Sutton I et al. CNS demyelination and quadrivalent HPV vaccination. Multiple Sclerosis 2009;15(1):116-119

[2] Scheller N et al. Quadrivalent hpv vaccination and risk of ms and other demyelinating diseases of the cns. JAMA 2015;313(1):54-61

Apotheker André Said

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