Apotheke und Markt

Nährstoffe für die Nerven

Symposium der Gesellschaft für Biofaktoren

rei | Zerstörte Nervenzellen regenerieren sich nicht. Es kommt also darauf an, Nervenschäden vorbeugend zu verhindern. Wie Nerven, Gehirn und Psyche vor einem Mangel an Biofaktoren geschützt werden können, diskutierten Experten bei einem Symposium der Gesellschaft für Biofaktoren Anfang November 2015 in Berlin.

Mit B-Vitaminen wird „Nervennahrung“ aufgenommen, erklärte der wissenschaftliche Leiter des Symposiums, Prof. Dr. Karlheinz Reiners aus Würzburg. Ein Defizit an Vitamin B1 komme vor allem bei Senioren vor, die mit der Sonde ernährt werden – und könne negative Folgen haben. Denn Thiaminmangel verursacht Funktionsstörungen im peripheren Nervensystem und entzündliche Vorgänge im Gehirn. Substituiere man Vitamin B1 adäquat, seien gute Prognosen für die Polyneuropathie möglich, sogar eine Aussprossung der geschädigten Nerven, so Reiners. Von Vorteil sei dabei Benfotiamin (milgamma® von Wörwag Pharma), das fettlösliche B1-Derivat. Es gelangt direkt in die Nerven, wo Vitamin B1 bei der Polyneuropathie fehlt, erklärte Prof. Dr. Hilmar Stracke vom Universitätsklinikum Gießen.

Mangelt es an Vitamin B6, können Dermatitis, Reizbarkeit und Verwirrtheit die Folge sein, bei Kindern drohen epileptische Anfälle. Vitamin-B12- Mangel äußert sich in körperlicher Erschöpfung, einer Hinterstrangstörung und einem Manschettengefühl im Unterschenkel. Gefährdet sind Personen über 60 Jahre und jüngere Frauen unter 40 Jahren, war auf dem Symposium zu erfahren.

Bedarfsgerecht soll Vitamin B1 täglich, Vitamin B6 im Wochenrhythmus und Vitamin B12 einmal im Monat zugeführt werden. Der Standard der Vitamin-B12-Therapie sei im Wandel, betonte Reiners, sodass die Erhaltungstherapie in den meisten Fällen oral erfolgen könne. Eine Tablette zu 1000 μg oder 2000 μg Vitamin B12 täglich genüge (z. B. B12 „Ankermann“).

„Lichtblick“ hinsichtlich des MS-Risikos

Entzündungsherde im Gehirn prägen das Bild der „Erkrankung mit den 1000 Gesichtern“, erläuterte Priv.-Doz. Dr. Mathias Buttmann, Leiter der Spezialambulanz für multiple Sklerose in Würzburg. Seit 40 Jahren ist ein Zusammenhang zwischen dem Vitamin-D-Status und dem Risiko für multiple Sklerose bekannt. Je mehr Vitamin D im Blut vorliegt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, keine MS zu entwickeln – eine negative Korrelation, die den Daten nach vermutlich auch kausal ist, so der Neurologe. Hohe Vitamin-D-Spiegel würden außerdem mit einer niedrigen Schubfrequenz korrelieren, was kernspintomografisch bestätigt wurde.

Auch die UV-B-Strahlung ist ein unabhängiger Schutzfaktor, das zeigte eine neurologische Studie. Das MS- Risiko hing in ihr von der UV-Dosis vor dem ersten Schubereignis ab, und auch vom Vitamin D-Spiegel beim ersten Schubereignis. Höhere Vitamin-D-Spiegel sind generell mit einem geringeren MS-Risiko assoziiert, ebenso die Einnahme von Vitamin D.

Infektionen verlaufen im Alter komplizierter und atypischer, auch im Gehirn, so Priv.-Doz. Dr. Marija Djukić vom geriatrischen Zentrum in Göttingen-Weende. Vitamin D-Mangel verschlechtere die Resistenz des Gehirns gegenüber einer bakteriellen Infektion, so das Ergebnis ihrer experimentellen Studien.

Essen gegen das Vergessen

Aus Autopsie-Studien sei bekannt, dass eine Demenz zu 60 Prozent auf Gehirnveränderungen vom Alzheimer-Typ beruhe, führte Prof. Dr. Gunter Eckert, Universität Frankfurt, aus. Da es keine kausale Therapie gebe, sollte die Prophylaxe frühzeitig, das heißt in der 3. bis 4. Lebensdekade, beginnen.

Vorbeugend wirken soziale und körperliche Aktivitäten, der Verzicht auf Zigaretten und eine mediterrane Ernährung. Die MedDiät, die Eckert vorstellte, liefert mit Olivenöl, Gemüse, Früchten und Nüssen Vitamin E, Flavonoide und Biofaktoren. Mit diesen Schutzfaktoren ist ein geringeres Alzheimer-Risiko verbunden, bestätigte eine aktuelle Metaanalyse. Polyphenole und Vitamine steigern die Abwehrbereitschaft des Gehirns gegenüber reaktiven Sauerstoffverbindungen, so der Leiter der Arbeitsgruppe „Nutritional Neuroscience“.

Quelle: Pressekonferenz „Biofaktoren in der Prophylaxe und Therapie neurologisch-psychiatrischer Erkrankungen“, veranstaltet von der Gesellschaft für Biofaktoren (GfB) am 07. 11. 2015 in Berlin

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