Prisma

Tauben als Pathologen

Visuelles Gedächtnis für kleinste Anomalien

cae | Ein Arzt muss lange lernen, um Biopsien richtig zu deuten. Eine entsprechend „ausgebildete“ Taube erreicht schon in zwei Wochen annähernd die Meisterschaft eines medizinischen Spezialisten.

Dass Tauben gute von schlechten Erbsen unterscheiden können, weiß jedes Kind von „Aschenputtel“. Moderne Verhaltensforscher haben herausgefunden, dass eine Taube sich mehr als 1800 Bilder merken und wiedererkennen kann und dass sie lernen kann, den Gefühlsausdruck von mensch­lichen Gesichtern richtig zu interpretieren. Dieses phänomenale visuelle Gedächtnis erklärt, dass Tauben auch auf dem Gebiet der medizinischen ­Diagnostik recht gelehrig sind.

Durch ein Trainingsprogramm, bei denen sie auf einem Bildschirm wiederholt dieselben Bilder sahen, lernten Tauben, gesunde und pathologische Gewebeproben voneinander zu unterscheiden. Im nächsten Schritt zeigte sich, dass die Tauben sich nicht nur an die jeweiligen Bilder erinnerten, sondern dass sie auch die besonderen Merkmale der histologischen Präparate erlernt hatten. Sie ordneten nämlich auch bisher unbekannte Bilder meistens richtig ein. Nach etwa zwei Wochen konnten sie gutartige bzw. bös­artige Tumoren der Brust mit einer Trefferquote von knapp 85 Prozent erkennen. – Weniger gut schnitten die Tauben in der Mammografie ab. |

Quelle

Levenson RM, et al. Pigeons (Columba livia) as Trainable Observers of Pathology and Radiology Breast Cancer Images. PLoS ONE 2015;10(11): e0141357

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